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  • 1809
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Denn haben wir nicht meistenteils die Schw‰che, dafl wir jemanden auch zu seinem Besten nicht gern qu‰len mˆgen?

Charlotte sann alle Mittel durch, endlich geriet sie auf den Gedanken, jenen Geh¸lfen aus der Pension kommen zu lassen, der ¸ber Ottilien viel vermochte, der wegen ihres unvermuteten Auflenbleibens sich sehr freundlich ge‰uflert, aber keine Antwort erhalten hatte.

Man spricht, um Ottilien nicht zu ¸berraschen, von diesem Vorsatz in ihrer Gegenwart.

Sie scheint nicht einzustimmen; sie bedenkt sich; endlich scheint ein Entschlufl in ihr zu reifen, sie eilt nach ihrem Zimmer und sendet noch vor Abend an die Versammelten folgendes Schreiben.

“Warum soll ich ausdr¸cklich sagen, meine Geliebten, was sich von selbst versteht?

Ich bin aus meiner Bahn geschritten, und ich soll nicht wieder hinein.

Ein feindseliger D‰mon, der Macht ¸ber mich gewonnen, scheint mich von auflen zu hindern, h‰tte ich mich auch mit mir selbst wieder zur Einigkeit gefunden.

Ganz rein war mein Vorsatz, Eduarden zu entsagen, mich von ihm zu entfernen.

Ihm hofft ich nicht wieder zu begegnen.

Es ist anders geworden; er stand selbst gegen seinen eigenen Willen vor mir.

Mein Versprechen, mich mit ihm in keine Unterredung einzulassen, habe ich vielleicht zu buchst‰blich genommen und gedeutet.

Nach Gef¸hl und Gewissen des Augenblicks schwieg ich, verstummt ich vor dem Freunde, und nun habe ich nichts mehr zu sagen.

Ein strenges Ordensgel¸bde, welches den, der es mit ¸berlegung eingeht, vielleicht unbequem ‰ngstiget, habe ich zuf‰llig, vom Gef¸hl gedrungen, ¸ber mich genommen.

Laflt mich darin beharren, solange mir das Herz gebietet.

Beruft keine Mittelsperson!

Dringt nicht in mich, dafl ich reden, dafl ich mehr Speise und Trank genieflen soll, als ich hˆchstens bedarf.

Helft mir durch Nachsicht und Geduld ¸ber diese Zeit hinweg.

Ich bin jung, die Jugend stellt sich unversehens wieder her. Duldet mich in eurer Gegenwart, er freut mich durch eure Liebe, belehrt mich durch eure Unterhaltung; aber mein Innres ¸berlaflt mir selbst!” Die l‰ngst vorbereitete Abreise der M‰nner unterblieb, weil jenes ausw‰rtige Gesch‰ft des Majors sich verzˆgerte.

Wie erw¸nscht f¸r Eduard!

Nun durch Ottiliens Blatt aufs neue angeregt, durch ihre trostvollen, hoffnunggebenden Worte wieder ermutigt und zu standhaftem Ausharren berechtigt, erkl‰rte er auf einmal, er werde sich nicht entfernen.

“Wie tˆricht”, rief er aus, “das Unentbehrlichste, Notwendigste vors‰tzlich, voreilig wegzuwerfen, das, wenn uns auch der Verlust bedroht, vielleicht noch zu erhalten w‰re!

Und was soll es heiflen?

Doch nur, dafl der Mensch ja scheine, wollen, w‰hlen zu kˆnnen.

So habe ich oft, beherrscht von solchem albernen D¸nkel, Stunden, ja Tage zu fr¸h mich von Freunden losgerissen, um nur nicht von dem letzten, unausweichlichen Termin entschieden gezwungen zu werden.

Diesmal aber will ich bleiben.

Warum soll ich mich entfernen?

Ist sie nicht schon von mir entfernt?

Es f‰llt mir nicht ein, ihre Hand zu fassen, sie an mein Herz zu dr¸cken; sogar darf ich es nicht denken, es schaudert mir.

Sie hat sich nicht von mir weg, sie hat sich ¸ber mich weg gehoben”.

Und so blieb er, wie er wollte, wie er muflte.

Aber auch dem Behagen glich nichts, wenn er sich mit ihr zusammenfand.

Und so war auch ihr dieselbe Empfindung geblieben; auch sie konnte sich dieser seligen Notwendigkeit nicht entziehen.

Nach wie vor ¸bten sie eine unbeschreibliche, fast magische Anziehungskraft gegeneinander aus.

Sie wohnten unter Einem Dache; aber selbst ohne gerade aneinander zu denken, mit andern Dingen besch‰ftigt, von der Gesellschaft hin und her gezogen, n‰herten sie sich einander.

Fanden sie sich in Einem Saale, so dauerte es nicht lange, und sie standen, sie saflen nebeneinader.

Nur die n‰chste N‰he konnte sie beruhigen, aber auch vˆllig beruhigen, und diese N‰he war genug; nicht eines Blickes, nicht eines Wortes, keiner Geb‰rde, keiner Ber¸hrung bedurfte es, nur des reinen Zusammenseins.

Dann waren es nicht zwei Menschen, es war nur Ein Mensch im bewufltlosen, vollkommnen Behagen, mit sich selbst zufrieden und mit der Welt.

Ja, h‰tte man eins von beiden am letzten Ende der Wohnung festgehalten, das andere h‰tte sich nach und nach von selbst, ohne Vorsatz, zu ihm hinbewegt.

Das Leben war ihnen ein R‰tsel, dessen Auflˆsung sie nur miteinander fanden.

Ottilie war durchaus heiter und gelassen, so dafl man sich ¸ber sie vˆllig beruhigen konnte.

Sie entfernte sich wenig aus der Gesellschaft, nur hatte sie es erlangt, allein zu speisen.

Niemand als Nanny bediente sie.

Was einem jeden Menschen gewˆhnlich begegnet, wiederholt sich mehr, als man glaubt, weil seine Natur hiezu die n‰chste Bestimmung gibt.

Charakter, Individualit‰t, Neigung, Richtung, ˆrtlichkeit, Umgebungen und Gewohnheiten bilden zusammen ein Ganzes, in welchem jeder Mensch wie in einem Elemente, in einer Atmosph‰re schwimmt, worin es ihm allein bequem und behaglich ist.

Und so finden wir die Menschen, ¸ber deren Ver‰nderlichkeit so viele Klage gef¸hrt wird, nach vielen Jahren zu unserm Erstaunen unver‰ndert und nach ‰uflern und innern unendlichen Anregungen unver‰nderlich.

So bewegte sich auch in dem t‰glichen Zusammenleben unserer Freunde fast alles wieder in dem alten Gleise.

Noch immer ‰uflerte Ottilie stillschweigend durch manche Gef‰lligkeit ihr zuvorkommendes Wesen, und so jedes nach seiner Art.

Auf diese Weise zeigte sich der h‰usliche Zirkel als ein Scheinbild des vorigen Lebens, und der Wahn, als ob noch alles beim alten sei, war verzeihlich.

Die herbstlichen Tage, an L‰nge jenen Fr¸hlingstagen gleich, riefen die Gesellschaft um eben die Stunde aus dem Freien ins Haus zur¸ck.

Der Schmuck an Fr¸chten und Blumen, der dieser Zeit eigen ist, liefl glauben, als wenn es der Herbst jenes ersten Fr¸hlings w‰re; die Zwischenzeit war ins Vergessen gefallen.

Denn nun bl¸hten die Blumen, dergleichen man in jenen ersten Tagen auch ges‰et hatte; nun reiften Fr¸chte an den B‰umen, die man damals bl¸hen gesehen.

Der Major ging ab und zu; auch Mittler liefl sich ˆfter sehen. Die Abendsitzungen waren meistens regelm‰flig.

Eduard las gewˆhnlich, lebhafter, gef¸hlvoller, besser, ja sogar heiterer, wenn man will, als jemals.

Es war, als wenn er, so gut durch Frˆhlichkeit als durch Gef¸hl, Ottiliens Erstarren wieder beleben, ihr Schweigen wieder auflˆsen wollte.

Er setzte sich wie vormals, dafl sie ihm ins Buch sehen konnte, ja er ward unruhig, zerstreut, wenn sie nicht hineinsah, wenn er nicht gewifl war, dafl sie seinen Worten mit ihren Augen folgte.

Jedes unerfreuliche, unbequeme Gef¸hl der mittleren Zeit war ausgelˆscht.

Keines trug mehr dem andern etwas nach; jede Art von Bitterkeit war verschwunden.

Der Major begleitete mit der Violine das Klavierspiel Charlottens, so wie Eduards Flˆte mit Ottiliens Behandlung des Saiteninstruments wieder wie vormals zusammentraf.

So r¸ckte man dem Geburtstage Eduards n‰her, dessen Feier man vor einem Jahre nicht erreicht hatte.

Er sollte ohne Festlichkeit in stillem, freundlichem Behagen diesmal gefeiert werden.

So war man, halb stillschweigend halb ausdr¸cklich, miteinander ¸bereingekommen.

Doch je n‰her diese Epoche heranr¸ckte, vermehrte sich das Feierliche in Ottiliens Wesen, das man bisher mehr empfunden als bemerkt hatte.

Sie schien im Garten oft die Blumen zu mustern; sie hatte dem G‰rtner angedeutet, die Sommergew‰chse aller Art zu schonen, und sich besonders bei den Astern aufgehalten, die gerade dieses Jahr in unm‰fliger Menge bl¸hten.

Das Bedeutendste jedoch, was die Freunde mit stiller Aufmerksamkeit beobachteten, war, dafl Ottilie den Koffer zum erstenmal ausgepackt und daraus verschiedenes gew‰hlt und abgeschnitten hatte, was zu einem einzigen, aber ganzen und vollen Anzug hinreichte.

Als sie das ¸brige mit Beih¸lfe Nannys wieder einpacken wollte, konnte sie kaum damit zustande kommen; der Raum war ¸bervoll, obgleich schon ein Teil herausgenommen war.

Das junge habgierige M‰dchen konnte sich nicht satt sehen, besonders da sie auch f¸r alle kleineren St¸cke des Anzugs gesorgt fand.

Schuhe, Str¸mpfe, Strumpfb‰nder mit Devisen, Handschuhe und so manches andere war noch ¸brig.

Sie bat Ottilien, ihr nur etwas davon zu schenken.

Diese verweigerte es, zog aber sogleich die Schublade einer Kommode heraus und liefl das Kind w‰hlen, das hastig und ungeschickt zugriff und mit der Beute gleich davonlief, um den ¸brigen Hausgenossen ihr Gl¸ck zu verk¸nden und vorzuzeigen.

Zuletzt gelang es Ottilien, alles sorgf‰ltig wieder einzuschichten; sie ˆffnete hierauf ein verborgenes Fach, das im Deckel angebracht war.

Dort hatte sie kleine Zettelchen und Briefe Eduards, mancherlei aufgetrocknete Blumenerinnerungen fr¸herer Spazierg‰nge, eine Locke ihres Geliebten und was sonst noch verborgen.

Noch eins f¸gte sie hinzu–es war das Portr‰t ihres Vaters–und verschlofl das Ganze, worauf sie den zarten Schl¸ssel an dem goldnen Kettchen wieder um den Hals an ihre Brust hing.

Mancherlei Hoffnungen waren indes in dem Herzen der Freunde rege geworden.

Charlotte war ¸berzeugt, Ottilie werde auf jenen Tag wieder zu sprechen anfangen; denn sie hatte bisher eine heimliche Gesch‰ftigkeit bewiesen, eine Art von heiterer Selbstzufriedenheit, ein L‰cheln, wie es demjenigen auf dem Gesichte schwebt, der Geliebten etwas Gutes und Erfreuliches verbirgt.

Niemand wuflte, dafl Ottilie gar manche Stunde in grofler Schwachheit hinbrachte, aus der sie sich nur f¸r die Zeiten, wo sie erschien durch Geisteskraft emporhielt.

Mittler hatte sich diese Zeit ˆfters sehen lassen und war l‰nger geblieben als sonst gewˆhnlich.

Der hartn‰ckige Mann wuflte nur zu wohl, dafl es einen gewissen Moment gibt, wo allein das Eisen zu schmieden ist.

Ottiliens Schweigen sowie ihre Weigerung legte er zu seinen Gunsten aus.

Es war bisher kein Schritt zu Scheidung der Gatten geschehen; er hoffte das Schicksal des guten M‰dchens auf irgendeine andere g¸nstige Weise zu bestimmen; er horchte, er gab nach, er gab zu verstehen und f¸hrte sich nach seiner Weise klug genug auf.

Allein ¸berw‰ltigt war er stets, sobald er Anlafl fand, sein R‰sonnement ¸ber Materien zu ‰uflern, denen er eine grofle Wichtigkeit beilegte.

Er lebte viel in sich, und wenn er mit andern war, so verhielt er sich gewˆhnlich nur handelnd gegen sie.

Brach nun einmal unter Freunden seine Rede los, wie wir schon ˆfter gesehen haben, so rollte sie ohne R¸cksicht fort, verletzte oder heilte, nutzte oder schadete, wie es sich gerade f¸gen mochte.

Den Abend vor Eduards Geburtstage saflen Charlotte und der Major Eduarden, der ausgeritten war, erwartend beisammen; Mittler ging im Zimmer auf und ab; Ottilie war auf dem ihrigen geblieben, den morgenden Schmuck auseinanderlegend und ihrem M‰dchen manches andeutend, welches sie vollkommen verstand und die stummen Anordnungen geschickt befolgte.

Mittler war gerade auf eine seiner Lieblingsmaterien gekommen. Er pflegte gern zu behaupten, dafl sowohl bei der Erziehung der Kinder als bei der Leitung der Vˆlker nichts ungeschickter und barbarischer sei als Verbote, als verbietende Gesetze und Anordnungen.

“Der Mensch ist von Hause aus t‰tig”, sagte er; “und wenn man ihm zu gebieten versteht, so f‰hrt er gleich dahinter her, handelt und richtet aus.

Ich f¸r meine Person mag lieber in meinem Kreise Fehler und Gebrechen so lange dulden, bis ich die entgegengesetzte Tugend gebieten kann, als dafl ich den Fehler los w¸rde und nichts Rechtes an seiner Stelle s‰he.

Der Mensch tut recht gern das Gute, das Zweckm‰flige, wenn er nur dazu kommen kann; er tut es, damit er was zu tun hat, und sinnt dar¸ber nicht weiter nach als ¸ber alberne Streiche, die er aus M¸fliggang und langer Weile vornimmt.

Wie verdriefllich ist mirs oft, mit anzuhˆren, wie man die Zehn Gebote in der Kinderlehre wiederholen l‰flt.

Das vierte ist noch ein ganz h¸bsches, vern¸nftiges, gebietendes Gebot.

‘Du sollst Vater und Mutter ehren’. Wenn sich das die Kinder recht in den Sinn schreiben, so haben sie den ganzen Tag daran auszu¸ben.

Nun aber das f¸nfte, was soll man dazu sagen?

‘Du sollst nicht tˆten’.

Als wenn irgendein Mensch im mindesten Lust h‰tte, den andern totzuschlagen!

Man haflt einen, man erz¸rnt sich, man ¸bereilt sich, und in Gefolg von dem und manchem andern kann es wohl kommen, dafl man gelegentlich einen totschl‰gt.

Aber ist es nicht eine barbarische Anstalt, den Kindern Mord und Totschlag zu verbieten?

Wenn es hiefle: ‘sorge f¸r des andern Leben, entferne, was ihm sch‰dlich sein kann, rette ihn mit deiner eigenen Gefahr; wenn du ihn besch‰digst, denke, dafl du dich selbst besch‰digst’: das sind Gebote, wie sie unter gebildeten, vern¸nftigen Vˆlkern statthaben und die man bei der Katechismuslehre nur k¸mmerlich in dem ‘was ist das?’ nachschleppt.

Und nun gar das sechste, das finde ich ganz abscheulich!

Was?

Die Neugierde vorahnender Kinder auf gef‰hrliche Mysterien reizen, ihre Einbildungskraft zu wunderlichen Bildern und Vorstellungen aufregen, die gerade das, was man entfernen will, mit Gewalt heranbringen!

Weit besser w‰re es, dafl dergleichen von einem heimlichen Gericht willk¸rlich bestraft w¸rde, als dafl man vor Kirch und Gemeinde davon plappern l‰flt”.

In dem Augenblick trat Ottilie herein.

“Du sollst nicht ehebrechen”, fuhr Mittler fort.

“Wie grob, wie unanst‰ndig!

Kl‰nge es nicht ganz anders, wenn es hiefle: ‘du sollst Ehrfurcht haben vor der ehelichen Verbildung; wo du Gatten siehst, die sich lieben, sollst du dich dar¸ber freuen und teil daran nehmen wie an dem Gl¸ck eines heitern Tages.

Sollte sich irgend in ihrem Verh‰ltnis etwas tr¸ben, so sollst du suchen, es aufzukl‰ren; du sollst suchen, sie zu beg¸tigen, sie zu bes‰nftigen, ihnen ihre wechselseitigen Vorteile deutlich zu machen, und mit schˆner Uneigenn¸tzigkeit das Wohl der andern fˆrdern, indem du ihnen f¸hlbar machst, was f¸r ein Gl¸ck aus jeder Pflicht und besonders aus dieser entspringt, welche Mann und Weib unauflˆslich verbindet?” Charlotte safl wie auf Kohlen, und der Zustand war ihr um so ‰ngstlicher, als sie ¸berzeugt war, dafl Mittler nicht wuflte, was und wo ers sagte, und ehe sie ihn noch unterbrechen konnte, sah sie schon Ottilien, deren Gestalt sich verwandelt hatte, aus dem Zimmer gehen.

“Sie erlassen uns wohl das siebente Gebot”, sagte Charlotte mit erzwungenem L‰cheln.

“Alle die ¸brigen”, versetzte Mittler, “wenn ich nur das rette, worauf die andern beruhen”.

Mit entsetzlichem Schrei hereinst¸rzend rief Nanny: “sie stirbt!

Das Fr‰ulein stirbt!

Kommen Sie!

Kommen Sie!” Als Ottilie nach ihrem Zimmer schwankend zur¸ckgekommen war, lag der morgende Schmuck auf mehreren St¸hlen vˆllig ausgebreitet, und das M‰dchen, das betrachtend und bewundernd daran hin und her ging, rief jubelnd aus: “sehen Sie nur, liebstes Fr‰ulein, das ist ein Brautschmuck, ganz Ihrer wert!” Ottilie vernahm diese Worte und sank auf den Sofa.

Nanny sieht ihre Herrin erblassen, erstarren; sie l‰uft zu Charlotten; man kommt.

Der ‰rztliche Hausfreund eilt herbei; es scheint ihm nur eine Erschˆpfung.

Er l‰flt etwas Kraftbr¸he bringen; Ottilie weist sie mit Abscheu weg, ja sie f‰llt fast in Zuckungen, als man die Tasse dem Munde n‰hert.

Er fragt mit Ernst und Hast, wie es ihm der Umstand eingab, was Ottilie heute genossen habe.

Das M‰dchen stockt; er wiederholt seine Frage; das M‰dchen bekennt, Ottilie habe nichts genossen.

Nanny scheint ihm ‰ngstlicher als billig.

Er reiflt sie in ein Nebenzimmer, Charlotte folgt, das M‰dchen wirft sich auf die Kniee, sie gesteht, dafl Ottilie schon lange so gut wie nichts geniefle.

Auf Andringen Ottiliens habe sie die Speisen an ihrer Statt genossen; verschwiegen habe sie es wegen bittender und drohender Geb‰rden ihrer Gebieterin, und auch, setzte sie unschuldig hinzu, weil es ihr gar so gut geschmeckt.

Der Major und Mittler kamen heran; sie fanden Charlotten t‰tig in Gesellschaft des Arztes.

Das bleiche himmlische Kind safl, sich selbst bewuflt, wie es schien, in der Ecke des Sofas.

Man bittet sie, sich niederzulegen; sie verweigerts, winkt aber, dafl man das Kˆfferchen herbeibringe.

Sie setzt ihre F¸fle darauf und findet sich in einer halb liegenden, bequemen Stellung.

Sie scheint Abschied nehmen zu wollen, ihre Geb‰rden dr¸cken den Umstehenden die zarteste Anh‰nglichkeit aus, Liebe, Dankbarkeit, Abbitte und das herzlichste Lebewohl.

Eduard, der vom Pferde steigt, vernimmt den Zustand, er st¸rzt in das Zimmer, er wirft sich an ihre Seite nieder, faflt ihre Hand und ¸berschwemmt sie mit stummen Tr‰nen.

So bleibt er lange.

Endlich ruft er aus: “soll ich deine Stimme nicht wieder hˆren?

Wirst du nicht mit einem Wort f¸r mich ins Leben zur¸ckkehren?

Gut, gut!

Ich folge dir hin¸ber; da werden wir mit andern Sprachen reden!” Sie dr¸ckt ihm kr‰ftig die Hand, sie blickt ihn lebevoll und liebevoll an, und nach einem tiefen Atemzug, nach einer himmlischen, stummen Bewegung der Lippen: “versprich mir zu leben!” ruft sie aus, mit holder, z‰rtlicher Anstrengung; doch gleich sinkt sie zur¸ck.

“Ich versprech es!” rief er ihr entgegen, doch rief er es ihr nur nach; sie war schon abgeschieden.

Nach einer tr‰nenvollen Nacht fiel die Sorge, die geliebten Reste zu bestatten, Charlotten anheim.

Der Major und Mittler standen ihr bei.

Eduards Zustand war zu bejammern.

Wie er sich aus seiner Verzweiflung nur hervorheben und einigermaflen besinnen konnte, bestand er darauf, Ottilie sollte nicht aus dem Schlosse gebracht, sie sollte gewartet, gepflegt, als eine Lebende behandelt werden; denn sie sei nicht tot, sie kˆnne nicht tot sein.

Man tat ihm seinen Willen, insofern man wenigstens das unterliefl, was er verboten hatte.

Er verlangte nicht, sie zu sehen.

Noch ein anderer Schreck ergriff, noch eine andere Sorge besch‰ftigte die Freunde.

Nanny, von dem Arzt heftig gescholten, durch Drohungen zum Bekenntnis genˆtigt und nach dem Bekenntnis mit Vorw¸rfen ¸berh‰uft, war entflohen.

Nach langem Suchen fand man sie wieder, sie schien aufler sich zu sein.

Ihre Eltern nahmen sie zu sich.

Die beste Begegnung schien nicht anzuschlagen, man muflte sie einsperren, weil sie wieder zu entfliehen drohte.

Stufenweise gelang es, Eduarden der heftigsten Verzweiflung zu entreiflen, aber nur zu seinem Ungl¸ck; denn es ward ihm deutlich, es ward ihm gewifl, dafl er das Gl¸ck seines Lebens f¸r immer verloren habe.

Man wagte es ihm vorzustellen, dafl Ottilie, in jener Kapelle beigesetzt, noch immer unter den Lebendigen bleiben und einer freundlichen, stillen Wohnung nicht entbehren w¸rde.

Es fiel schwer, seine Einwilligung zu erhalten, und nur unter der Bedingung, dafl sie im offenen Sarge hinausgetragen und in dem Gewˆlbe allenfalls nur mit einem Glasdeckel zugedeckt und eine immerbrennende Lampe gestiftet werden sollte, liefl er sichs zuletzt gefallen und schien sich in alles ergeben zu haben.

Man kleidete den holden Kˆrper in jenen Schmuck, den sie sich selbst vorbereitet hatte; man setzte ihr einen Kranz von Asterblumen auf das Haupt, die wie traurige Gestirne ahnungsvoll gl‰nzten.

Die Bahre, die Kirche, die Kapelle zu schm¸cken, wurden alle G‰rten ihres Schmucks beraubt.

Sie lagen verˆdet, als wenn bereits der Winter alle Freude aus den Beeten weggetilgt h‰tte.

Beim fr¸hsten Morgen wurde sie im offnen Sarge aus dem Schlofl getragen, und die aufgehende Sonne rˆtete nochmals das himmlische Gesicht. Die Begleitenden dr‰ngten sich um die Tr‰ger, niemand wollte vorausgehn, niemand folgen, jedermann sie umgeben, jedermann noch zum letztenmale ihre Gegenwart genieflen.

Knaben, M‰nner und Frauen, keins blieb unger¸hrt.

Untrˆstlich waren die M‰dchen, die ihren Verlust am unmittelbarsten empfanden.

Nanny fehlte.

Man hatte sie zur¸ckgehalten, oder vielmehr man hatte ihr den Tag und die Stunde des Begr‰bnisses verheimlicht.

Man bewachte sie bei ihren Eltern in einer Kammer, die nach dem Garten ging.

Als sie aber die Glocken l‰uten hˆrte, ward sie nur allzubald inne, was vorging, und da ihre W‰chterin aus Neugierde, den Zug zu sehen, sie verliefl, entkam sie zum Fenster hinaus auf einen Gang und von da, weil sie alle T¸ren verschlossen fand, auf den Oberboden.

Eben schwankte der Zug den reinlichen, mit Bl‰ttern bestreuten Weg durchs Dorf hin.

Nanny sah ihre Gebieterin deutlich unter sich, deutlicher, vollst‰ndiger, schˆner als alle, die dem Zuge folgten.

¸berirdisch, wie auf Wolken oder Wogen getragen, schien sie ihrer Dienerin zu winken, und diese, verworren, schwankend, taumelnd, st¸rzte hinab.

Auseinander fuhr die Menge mit einem entsetzlichen Schrei nach allen Seiten.

Vom Dr‰ngen und Get¸mmel waren die Tr‰ger genˆtigt, die Bahre niederzusetzen.

Das Kind lag ganz nahe daran; es schien an allen Gliedern zerschmettert.

Man hob es auf; und zuf‰llig oder aus besonderer F¸gung lehnte man es ¸ber die Leiche, ja es schien selbst noch mit dem letzten Lebensrest seine geliebte Herrin erreichen zu wollen.

Kaum aber hatten ihre schlotternden Glieder Ottiliens Gewand, ihre kraftlosen Finger Ottiliens gefaltete H‰nde ber¸hrt, als das M‰dchen aufsprang, Arme und Augen zuerst gen Himmel erhob, dann auf die Kniee vor dem Sarge niederst¸rzte und and‰chtig entz¸ckt zu der Herrin hinaufstaunte.

Endlich sprang sie wie begeistert auf und rief mit heiliger Freude: “ja, sie hat mir vergeben!

Was mir kein Mensch, was ich mir selbst nicht vergeben konnte, vergibt mir Gott durch ihren Blick, ihre Geb‰rde, ihren Mund.

Nun ruht sie wieder so still und sanft; aber ihr habt gesehen, wie sie sich aufrichtete und mit entfalteten H‰nden mich segnete, wie sie mich freundlich anblickte!

Ihr habt es alle gehˆrt, ihr seid Zeugen, dafl sie zu mir sagte: ‘dir ist vergeben!’

Ich bin nun keine Mˆrderin mehr unter euch, sie hat mir verziehen, Gott hat mir verziehen, und niemand kann mir mehr etwas anhaben”.

Umhergedr‰ngt stand die Menge; sie waren erstaunt, sie horchten und sahen hin und wider, und kaum wuflte jemand, was er beginnen sollte.

“Tragt sie nun zur Ruhe!” sagte das M‰dchen; “sie hat das Ihrige getan und gelitten und kann nicht mehr unter uns wohnen”.

Die Bahre bewegte sich weiter, Nanny folgte zuerst, und man gelangte zur Kirche, zur Kapelle.

So stand nun der Sarg Ottiliens, zu ihren H‰upten der Sarg des Kindes, zu ihren F¸flen das Kˆfferchen, in ein starkes eichenes Beh‰ltnis eingeschlossen.

Man hatte f¸r eine W‰chterin gesorgt, welche in der ersten Zeit des Leichnams wahrnehmen sollte, der unter seiner Glasdecke gar liebensw¸rdig dalag.

Aber Nanny wollte sich dieses Amt nicht nehmen lassen; sie wollte allein, ohne Gesellin bleiben und der zum erstenmal angez¸ndeten Lampe fleiflig warten.

Sie verlangte dies so eifrig und hartn‰ckig, dafl man ihr nachgab, um ein grˆfleres Gem¸ts¸bel, das sich bef¸rchten liefl, zu verh¸ten.

Aber sie blieb nicht lange allein; denn gleich mit sinkender Nacht, als das schwebende Licht, sein volles Recht aus¸bend, einen helleren Schein verbreitete, ˆffnete sich die T¸re, und es trat der Architekt in die Kapelle, deren fromm verzierte W‰nde bei so mildem Schimmer altert¸mlicher und ahnungsvoller, als er je h‰tte glauben kˆnnen, ihm entgegendrangen.

Nanny safl an der einen Seite des Sarges.

Sie erkannte ihn gleich; aber schweigend deutete sie auf die verblichene Herrin.

Und so stand er auf der andern Seite, in jugendlicher Kraft und Anmut, auf sich selbst zur¸ckgewiesen, starr, in sich gekehrt, mit niedergesenkten Armen, gefalteten, mitleidig gerungenen H‰nden, Haupt und Blick nach der Entseelten hingeneigt.

Schon einmal hatte er so vor Belisar gestanden.

Unwillk¸rlich geriet er jetzt in die gleiche Stellung; und wie nat¸rlich war sie auch diesmal!

Auch hier war etwas unsch‰tzbar W¸rdiges von seiner Hˆhe herabgest¸rzt; und wenn dort Tapferkeit, Klugheit, Macht, Rang und Vermˆgen in einem Manne als unwiederbringlich verloren bedauert wurden, wenn Eigenschaften, die der Nation, dem F¸rsten in entscheidenden Momenten unentbehrlich sind, nicht gesch‰tzt, vielmehr verworfen und ausgestoflen worden, so waren hier soviel andere stille Tugenden, von der Natur erst kurz aus ihren gehaltreichen Tiefen hervorgerufen, durch ihre gleichg¸ltige Hand schnell wieder ausgetilgt, seltene, schˆne, liebensw¸rdige Tugenden, deren friedliche Einwirkung die bed¸rftige Welt zu jeder Zeit mit wonnevollem Gen¸gen umf‰ngt und mit sehns¸chtiger Trauer vermiflt.

Der J¸ngling schwieg, auch das M‰dchen eine Zeitlang; als sie ihm aber die Tr‰nen h‰ufig aus dem Auge quellen sah, als er sich im Schmerz ganz aufzulˆsen schien, sprach sie mit so viel Wahrheit und Kraft, mit so viel Wohlwollen und Sicherheit ihm zu, dafl er, ¸ber den Flufl ihrer Rede erstaunt, sich zu fassen vermochte und seine schˆne Freundin ihm in einer hˆhern Region lebend und wirkend vorschwebte.

Seine Tr‰nen trockneten, seine Schmerzen linderten sich, knieend nahm er von Ottilien, mit einem herzlichen H‰ndedruck von Nanny Abschied, und noch in der Nacht ritt er vom Orte weg, ohne jemand weiter gesehen zu haben.

Der Wundarzt war die Nacht ¸ber ohne des M‰dchens Wissen in der Kirche geblieben und fand, als er sie des Morgens besuchte, sie heiter und getrosten Mutes.

Er war auf mancherlei Verirrungen gefaflt; er dachte schon, sie werde ihm von n‰chtlichen Unterredungen mit Ottilien und von andern solchen Erscheinungen sprechen, aber sie war nat¸rlich, ruhig und sich vˆllig selbstbewuflt.

Sie erinnerte sich vollkommen aller fr¸heren Zeiten, aller Zust‰nde mit grofler Genauigkeit, und nichts in ihren Reden schritt aus dem gewˆhnlichen Gange des Wahren und Wirklichen heraus als nur die Begebenheit beim Leichenbeg‰ngnis, die sie mit Freudigkeit oft wiederholte: wie Ottilie sich aufgerichtet, sie gesegnet, ihr verziehen und sie dadurch f¸r immer beruhigt habe.

Der fortdauernd schˆne, mehr schlaf–als tod‰hnliche Zustand Ottiliens zog mehrere Menschen herbei.

Die Bewohner und Anwohner wollten sie noch sehen, und jeder mochte gern aus Nannys Munde das Unglaubliche hˆren; manche, um dar¸ber zu spotten, die meisten, um daran zu zweifeln, und wenige, um sich glaubend dagegen zu verhalten.

Jedes Bed¸rfnis, dessen wirkliche Befriedigung versagt ist, nˆtigt zum Glauben.

Die vor den Augen aller Welt zerschmetterte Nanny war durch Ber¸hrung des frommen Kˆrpers wieder gesund geworden; warum sollte nicht auch ein ‰hnliches Gl¸ck hier andern bereitet sein?

Z‰rtliche M¸tter brachten zuerst heimlich ihre Kinder, die von irgendeinem ¸bel behaftet waren, und sie glaubten eine plˆtzliche Besserung zu sp¸ren.

Das Zutrauen vermehrte sich, und zuletzt war niemand so alt und so schwach, der sich nicht an dieser Stelle eine Erquickung und Erleichterung gesucht h‰tte.

Der Zudrang wuchs, und man sah sich genˆtigt, die Kapelle, ja aufler den Stunden des Gottesdienstes die Kirche zu verschlieflen.

Eduard wagte sich nicht wieder zu der Abgeschiedenen.

Er lebte nur vor sich hin, er schien keine Tr‰ne mehr zu haben, keines Schmerzes weiter f‰hig zu sein.

Seine Teilnahme an der Unterhaltung, sein Genufl von Speis und Trank vermindert sich mit jedem Tage.

Nur noch einige Erquickung scheint er aus dem Glase zu schl¸rfen, das ihm freilich kein wahrhafter Prophet gewesen.

Er betrachtet noch immer gern die verschlungenen Namensz¸ge, und sein ernstheiterer Blick dabei scheint anzudeuten, dafl er auch jetzt noch auf eine Vereinigung hoffe.

Und wie den Gl¸cklichen jeder Nebenumstand zu beg¸nstigen, jedes Ungef‰hr mit emporzuheben scheint, so mˆgen sich auch gern die kleinsten Vorf‰lle zur Kr‰nkung, zum Verderben des Ungl¸cklichen vereinigen.

Denn eines Tages, als Eduard das geliebte Glas zum Munde brachte, entfernte er es mit Entsetzen wieder; es war dasselbe und nicht dasselbe; er vermiflt ein kleines Kennzeichen.

Man dringt in den Kammerdiener, und dieser mufl gestehen, das echte Glas sei unl‰ngst zerbrochen und ein gleiches, auch aus Eduards Jugendzeit, untergeschoben worden.

Eduard kann nicht z¸rnen, sein Schicksal ist ausgesprochen durch die Tat; wie soll ihn das Gleichnis r¸hren?

Aber doch dr¸ckt es ihn tief.

Der Trank scheint ihm von nun an zu widerstehen; er scheint sich mit Vorsatz der Speise, des Gespr‰chs zu enthalten.

Aber von Zeit zu Zeit ¸berf‰llt ihn eine Unruhe.

Er verlangt wieder etwas zu genieflen, er f‰ngt wieder an zu sprechen.

“Ach!” sagte er einmal zu dem Major, der ihm wenig von der Seite kam, “was bin ich ungl¸cklich, dafl mein ganzes Bestreben nur immer eine Nachahmung, ein falsches Bem¸hen bleibt!

Was ihr Seligkeit gewesen, wird mir Pein; und doch, um dieser Seligkeit willen bin ich genˆtigt, diese Pein zu ¸bernehmen.

Ich mufl ihr nach, auf diesem Wege nach; aber meine Natur h‰lt mich zur¸ck und mein Versprechen.

Es ist eine schreckliche Aufgabe, das Unnachahmliche nachzuahmen.

Ich f¸hle wohl, Bester, es gehˆrt Genie zu allem, auch zum M‰rtyrertum”.

Was sollen wir bei diesem hoffnungslosen Zustande der ehegattlichen, freundschaftlichen, ‰rztlichen Bem¸hungen gedenken, in welchen sich Eduards Angehˆrige eine Zeitlang hin und her wogten?

Endlich fand man ihn tot.

Mittler machte zuerst diese traurige Entdeckung.

Er berief den Arzt und beobachtete, nach seiner gewˆhnlichen Fassung, genau die Umst‰nde, in denen man den Verdacht des getroffen hatte.

Charlotte st¸rzte herbei; ein Verdacht des Selbstmordes regte sich in ihr; sie wollte sich, sie wollte die andern einer unverzeihlichen Unvorsichtigkeit anklagen.

Doch der Arzt aus nat¸rlichen und Mittler aus sittlichen Gr¸nden wuflten sie bald vom Gegenteil zu ¸berzeugen.

Ganz deutlich war Eduard von seinem Ende ¸berrascht worden.

Er hatte, was er bisher sorgf‰ltig zu verbergen pflegte, das ihm von Ottilien ¸briggebliebene in einem stillen Augenblick vor sich aus einem K‰stchen, aus einer Brieftasche ausgebreitet: eine Locke, Blumen, in gl¸cklicher Stunde gepfl¸ckt, alle Bl‰ttchen, die sie ihm geschrieben, von jenem ersten an, das ihm seine Gattin so zuf‰llig ahnungsreich ¸bergeben hatte.

Das alles konnte er nicht einer ungef‰hren Entdeckung mit Willen preisgeben.

Und so lag denn auch dieses vor kurzem zu unendlicher Bewegung aufgeregte Herz in unstˆrbarer Ruhe; und wie er in Gedanken an die Heilige eingeschlafen war, so konnte man wohl ihn selig nennen.

Charlotte gab ihm seinen Platz neben Ottilien und verordnete, dafl niemand weiter in diesem Gewˆlbe beigesetzt werde.

Unter dieser Bedingung machte sie f¸r Kirche und Schule, f¸r den Geistlichen und den Schullehrer ansehnliche Stiftungen.

So ruhen die Liebenden nebeneinander.

Friede schwebt ¸ber ihrer St‰tte, heitere, verwandte Engelsbilder schauen vom Gewˆlbe auf sie herab, und welch ein freundlicher Augenblick wird es sein, wenn sie dereinst wieder zusammen erwachen.