Mich werden wilde Trâ°ume schrecken. Der Gott, der mir im Busen wohnt,
Kann tief mein Innerstes erregen;
Der ¸ber allen meinen Krâ°ften thront, Er kann nach auï¬en nichts bewegen;
Und so ist mir das Dasein eine Last, Der Tod erw¸nscht, das Leben mir verhaï¬t.
MEPHISTOPHELES:
Und doch ist nie der Tod ein ganz willkommner Gast.
FAUST:
O selig der, dem er im Siegesglanze Die blut’gen Lorbeern um die Schlâ°fe windet, Den er, nach rasch durchrastem Tanze,
In eines Mâ°dchens Armen findet!
O wâ°r ich vor des hohen Geistes Kraft Entz¸ckt, entseelt dahin gesunken!
MEPHISTOPHELES:
Und doch hat jemand einen braunen Saft, In jener Nacht, nicht ausgetrunken.
FAUST:
Das Spionieren, scheint’s, ist deine Lust.
MEPHISTOPHELES:
Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewuï¬t.
FAUST:
Wenn aus dem schrecklichen Gew¸hle Ein sÂ¸ï¬ bekannter Ton mich zog,
Den Rest von kindlichem Gef¸hle
Mit Anklang froher Zeit betrog,
So fluch ich allem, was die Seele
Mit Lock- und Gaukelwerk umspannt,
Und sie in diese TrauerhËhle
Mit Blend- und Schmeichelkrâ°ften bannt! Verflucht voraus die hohe Meinung
Womit der Geist sich selbst umfâ°ngt! Verflucht das Blenden der Erscheinung,
Die sich an unsre Sinne drâ°ngt!
Verflucht, was uns in Trâ°umen heuchelt Des Ruhms, der Namensdauer Trug!
Verflucht, was als Besitz uns schmeichelt, Als Weib und Kind, als Knecht und Pflug! Verflucht sei Mammon, wenn mit Schâ°tzen Er uns zu k¸hnen Taten regt,
Wenn er zu m¸ï¬igem Ergetzen
Die Polster uns zurechte legt!
Fluch sei dem Balsamsaft der Trauben! Fluch jener hËchsten Liebeshuld!
Fluch sei der Hoffnung! Fluch dem Glauben, Und Fluch vor allen der Geduld!
GEISTERCHOR (unsichtbar):
Weh! weh!
Du hast sie zerstËrt
Die schËne Welt,
Mit mâ°chtiger Faust;
Sie st¸rzt, sie zerfâ°llt!
Ein Halbgott hat sie zerschlagen!
Wir tragen
Die Tr¸mmern ins Nichts hin¸ber,
Und klagen
â¹ber die verlorne SchËne.
Mâ°chtiger
Der ErdensËhne,
Prâ°chtiger
Baue sie wieder,
In deinem Busen baue sie auf!
Neuen Lebenslauf
Beginne,
Mit hellem Sinne,
Und neue Lieder
TËnen darauf!
MEPHISTOPHELES:
Dies sind die Kleinen
Von den Meinen.
HËre, wie zu Lust und Taten
Altklug sie raten!
In die Welt weit,
Aus der Einsamkeit
Wo Sinnen und Sâ°fte stocken,
Wollen sie dich locken. HËr auf, mit deinem Gram zu spielen, Der, wie ein Geier, dir am Leben friï¬t; Die schlechteste Gesellschaft lâ°ï¬t dich f¸hlen, Daï¬ du ein Mensch mit Menschen bist.
Doch so ist’s nicht gemeint
Dich unter das Pack zu stoï¬en.
Ich bin keiner von den Groï¬en;
Doch willst du, mit mir vereint,
Deine Schritte durchs Leben nehmen, So will ich mich gern bequemen,
Dein zu sein, auf der Stelle.
Ich bin dein Geselle,
Und mach ich dir’s recht,
Bin ich dein Diener, bin dein Knecht!
FAUST:
Und was soll ich dagegen dir erf¸llen?
MEPHISTOPHELES:
Dazu hast du noch eine lange Frist.
FAUST:
Nein, nein! der Teufel ist ein Egoist Und tut nicht leicht um Gottes willen,
Was einem andern n¸tzlich ist.
Sprich die Bedingung deutlich aus;
Ein solcher Diener bringt Gefahr ins Haus.
MEPHISTOPHELES:
Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden, Auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhn; Wenn wir uns dr¸ben wiederfinden,
So sollst du mir das gleiche tun.
FAUST:
Das Dr¸ben kann mich wenig k¸mmern; Schlâ°gst du erst diese Welt zu Tr¸mmern, Die andre mag darnach entstehn.
Aus dieser Erde quillen meine Freuden, Und diese Sonne scheinet meinen Leiden;
Kann ich mich erst von ihnen scheiden, Dann mag, was will und kann, geschehn.
Davon will ich nichts weiter hËren, Ob man auch k¸nftig haï¬t und liebt,
Und ob es auch in jenen Sphâ°ren
Ein Oben oder Unten gibt.
MEPHISTOPHELES:
In diesem Sinne kannst du’s wagen.
Verbinde dich; du sollst, in diesen Tagen, Mit Freuden meine K¸nste sehn,
Ich gebe dir, was noch kein Mensch gesehn.
FAUST:
Was willst du armer Teufel geben?
Ward eines Menschen Geist, in seinem hohen Streben, Von deinesgleichen je gefaï¬t?
Doch hast du Speise, die nicht sâ°ttigt, hast Du rotes Gold, das ohne Rast,
Quecksilber gleich, dir in der Hand zerrinnt, Ein Spiel, bei dem man nie gewinnt,
Ein Mâ°dchen, das an meiner Brust
Mit Æugeln schon dem Nachbar sich verbindet, Der Ehre schËne GËtterlust,
Die, wie ein Meteor, verschwindet?
Zeig mir die Frucht, die fault, eh man sie bricht, Und Bâ°ume, die sich tâ°glich neu begr¸nen!
MEPHISTOPHELES:
Ein solcher Auftrag schreckt mich nicht, Mit solchen Schâ°tzen kann ich dienen.
Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran, Wo wir was Guts in Ruhe schmausen mËgen.
FAUST:
Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen, So sei es gleich um mich getan!
Kannst du mich schmeichelnd je bel¸gen, Daï¬ ich mir selbst gefallen mag,
Kannst du mich mit Genuï¬ betr¸gen- Das sei f¸r mich der letzte Tag!
Die Wette biet ich!
MEPHISTOPHELES:
Topp!
FAUST:
Und Schlag auf Schlag! Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schËn!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen, Dann will ich gern zugrunde gehn!
Dann mag die Totenglocke schallen,
Dann bist du deines Dienstes frei,
Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen, Es sei die Zeit f¸r mich vorbei!
MEPHISTOPHELES:
Bedenk es wohl, wir werden’s nicht vergessen.
FAUST:
Dazu hast du ein volles Recht;
Ich habe mich nicht freventlich vermessen. Wie ich beharre, bin ich Knecht,
Ob dein, was frag ich, oder wessen.
MEPHISTOPHELES:
Ich werde heute gleich, beim Doktorschmaus, Als Diener meine Pflicht erf¸llen.
Nur eins!- Um Lebens oder Sterbens willen Bitt ich mir ein paar Zeilen aus.
FAUST:
Auch was Geschriebnes forderst du Pedant? Hast du noch keinen Mann, nicht Manneswort gekannt? Ist’s nicht genug, daï¬ mein gesprochnes Wort Auf ewig soll mit meinen Tagen schalten? Rast nicht die Welt in allen StrËmen fort, Und mich soll ein Versprechen halten?
Doch dieser Wahn ist uns ins Herz gelegt, Wer mag sich gern davon befreien?
Begl¸ckt, wer Treue rein im Busen trâ°gt, Kein Opfer wird ihn je gereuen!
Allein ein Pergament, beschrieben und beprâ°gt, Ist ein Gespenst, vor dem sich alle scheuen. Das Wort erstirbt schon in der Feder,
Die Herrschaft f¸hren Wachs und Leder. Was willst du bËser Geist von mir?
Erz, Marmor, Pergament, Papier?
Soll ich mit Griffel, Meiï¬el, Feder schreiben? Ich gebe jede Wahl dir frei.
MEPHISTOPHELES:
Wie magst du deine Rednerei
Nur gleich so hitzig ¸bertreiben?
Ist doch ein jedes Blâ°ttchen gut. Du unterzeichnest dich mit einem TrËpfchen Blut.
FAUST:
Wenn dies dir vËllig Gn¸ge tut,
So mag es bei der Fratze bleiben.
MEPHISTOPHELES:
Blut ist ein ganz besondrer Saft.
FAUST:
Nur keine Furcht, daï¬ ich dies B¸ndnis breche! Das Streben meiner ganzen Kraft
Ist grade das, was ich verspreche.
Ich habe mich zu hoch geblâ°ht,
In deinen Rang gehËr ich nur.
Der groï¬e Geist hat mich verschmâ°ht, Vor mir verschlieï¬t sich die Natur
Des Denkens Faden ist zerrissen
Mir ekelt lange vor allem Wissen.
Laï¬ in den Tiefen der Sinnlichkeit Uns gl¸hende Leidenschaften stillen!
In undurchdrungnen Zauberh¸llen
Sei jedes Wunder gleich bereit!
St¸rzen wir uns in das Rauschen der Zeit, Ins Rollen der Begebenheit!
Da mag denn Schmerz und Genuï¬,
Gelingen und Verdruï¬
Miteinander wechseln, wie es kann;
Nur rastlos betâ°tigt sich der Mann.
MEPHISTOPHELES:
Euch ist kein Maï¬ und Ziel gesetzt. Beliebt’s Euch, ¸berall zu naschen,
Im Fliehen etwas zu erhaschen,
Bekomm Euch wohl, was Euch ergetzt. Nur greift mir zu und seid nicht blËde!
FAUST:
Du hËrest ja, von Freud’ ist nicht die Rede. Dem Taumel weih ich mich, dem schmerzlichsten Genuï¬, Verliebtem Haï¬, erquickendem Verdruï¬. Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist, Soll keinen Schmerzen k¸nftig sich verschlieï¬en, Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist, Will ich in meinem innern Selbst genieï¬en, Mit meinem Geist das HËchst’ und Tiefste greifen, Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen hâ°ufen, Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern, Und, wie sie selbst, am End auch ich zerscheitern.
MEPHISTOPHELES:
O glaube mir, der manche tausend Jahre An dieser harten Speise kaut
Daï¬ von der Wiege bis zur Bahre
Kein Mensch den alten Sauerteig verdaut! Glaub unsereinem, dieses Ganze
Ist nur f¸r einen Gott gemacht!
Er findet sich in einem ew’gen Glanze Uns hat er in die Finsternis gebracht,
Und euch taugt einzig Tag und Nacht.
FAUST:
Allein ich will!
MEPHISTOPHELES:
Das lâ°ï¬t sich hËren! Doch nur vor einem ist mir bang: Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang.
Ich dâ°cht, ihr lieï¬et Euch belehren. Assoziiert Euch mit einem Poeten,
Laï¬t den Herrn in Gedanken schweifen, Und alle edlen Qualitâ°ten
Auf Euren Ehrenscheitel hâ°ufen,
Des LËwen Mut,
Des Hirsches Schnelligkeit,
Des Italieners feurig Blut,
Des Nordens Dau’rbarkeit.
Laï¬t ihn Euch das Geheimnis finden, Groï¬mut und Arglist zu verbinden,
Und Euch, mit warmen Jugendtrieben, Nach einem Plane zu verlieben.
MËchte selbst solch einen Herren kennen, W¸rd ihn Herrn Mikrokosmus nennen.
FAUST:
Was bin ich denn, wenn es nicht mËglich ist, Der Menschheit Krone zu erringen,
Nach der sich alle Sinne dringen?
MEPHISTOPHELES:
Du bist am Ende- was du bist.
Setz dir Per¸cken auf von Millionen Locken, Setz deinen Fuï¬ auf ellenhohe Socken,
Du bleibst doch immer, was du bist.
FAUST:
Ich f¸hl’s, vergebens hab ich alle Schâ°tze Des Menschengeists auf mich herbeigerafft, Und wenn ich mich am Ende niedersetze,
Quillt innerlich doch keine neue Kraft; Ich bin nicht um ein Haar breit hËher,
Bin dem Unendlichen nicht nâ°her.
MEPHISTOPHELES:
Mein guter Herr, Ihr seht die Sachen, Wie man die Sachen eben sieht;
Wir m¸ssen das gescheiter machen,
Eh uns des Lebens Freude flieht.
Was Henker! freilich Hâ°nd und F¸ï¬e Und Kopf und Hintern, die sind dein;
Doch alles, was ich frisch genieï¬e, Ist das drum weniger mein?
Wenn ich sechs Hengste zahlen kann, Sind ihre Krâ°fte nicht die meine?
Ich renne zu und bin ein rechter Mann, Als hâ°tt ich vierundzwanzig Beine.
Drum frisch! Laï¬ alles Sinnen sein, Und grad mit in die Welt hinein!
Ich sag es dir: ein Kerl, der spekuliert, Ist wie ein Tier, auf d¸rrer Heide
Von einem bËsen Geist im Kreis herum gef¸hrt, Und rings umher liegt schËne gr¸ne Weide.
FAUST:
Wie fangen wir das an?
MEPHISTOPHELES:
Wir gehen eben fort. Was ist das f¸r ein Marterort? Was heiï¬t das f¸r ein Leben f¸hren,
Sich und die Jungens ennuyieren?
Laï¬ du das dem Herrn Nachbar Wanst! Was willst du dich das Stroh zu dreschen plagen? Das Beste, was du wissen kannst,
Darfst du den Buben doch nicht sagen. Gleich hËr ich einen auf dem Gange!
FAUST:
Mir ist’s nicht mËglich, ihn zu sehn.
MEPHISTOPHELES:
Der arme Knabe wartet lange,
Der darf nicht ungetrËstet gehn.
Komm, gib mir deinen Rock und M¸tze; Die Maske muï¬ mir kËstlich stehn. (Er kleidet sich um.) Nun ¸berlaï¬ es meinem Witze!
Ich brauche nur ein Viertelst¸ndchen Zeit; Indessen mache dich zur schËnen Fahrt bereit! (Faust ab.)
MEPHISTOPHELES (in Fausts langem Kleide): Verachte nur Vernunft und Wissenschaft,
Des Menschen allerhËchste Kraft,
Laï¬ nur in Blend- und Zauberwerken Dich von dem L¸gengeist bestâ°rken,
So hab ich dich schon unbedingt-
Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben, Der ungebâ°ndigt immer vorwâ°rts dringt, Und dessen ¸bereiltes Streben
Der Erde Freuden ¸berspringt.
Den schlepp ich durch das wilde Leben, Durch flache Unbedeutenheit,
Er soll mir zappeln, starren, kleben, Und seiner Unersâ°ttlichkeit
Soll Speis und Trank vor gier’gen Lippen schweben; Er wird Erquickung sich umsonst erflehn, Und hâ°tt er sich auch nicht dem Teufel ¸bergeben, Er m¸ï¬te doch zugrunde gehn!
(Ein SCHâ¹LER tritt auf.)
SCHâ¹LER:
Ich bin allhier erst kurze Zeit,
Und komme voll Ergebenheit,
Einen Mann zu sprechen und zu kennen, Den alle mir mit Ehrfucht nennen.
MEPHISTOPHELES:
Eure HËflichkeit erfreut mich sehr! Ihr seht einen Mann wie andre mehr.
Habt Ihr Euch sonst schon umgetan?
SCHâ¹LER:
Ich bitt Euch, nehmt Euch meiner an! Ich komme mit allem guten Mut,
Leidlichem Geld und frischem Blut;
Meine Mutter wollte mich kaum entfernen; MËchte gern was Rechts hierauï¬en lernen.
MEPHISTOPHELES:
Da seid Ihr eben recht am Ort.
SCHâ¹LER:
Aufrichtig, mËchte schon wieder fort: In diesen Mauern, diesen Hallen
Will es mir keineswegs gefallen.
Es ist ein gar beschrâ°nkter Raum, Man sieht nichts Gr¸nes, keinen Baum,
Und in den Sâ°len, auf den Bâ°nken, Vergeht mir HËren, Sehn und Denken.
MEPHISTOPHELES:
Das kommt nur auf Gewohnheit an.
So nimmt ein Kind der Mutter Brust
Nicht gleich im Anfang willig an,
Doch bald ernâ°hrt es sich mit Lust. So wird’s Euch an der Weisheit Br¸sten
Mit jedem Tage mehr gel¸sten.
SCHâ¹LER:
An ihrem Hals will ich mit Freuden hangen; Doch sagt mir nur, wie kann ich hingelangen?
MEPHISTOPHELES:
Erklâ°rt Euch, eh Ihr weiter geht, Was wâ°hlt Ihr f¸r eine Fakultâ°t?
SCHâ¹LER:
Ich w¸nschte recht gelehrt zu werden, Und mËchte gern, was auf der Erden
Und in dem Himmel ist, erfassen,
Die Wissenschaft und die Natur.
MEPHISTOPHELES:
Da seid Ihr auf der rechten Spur;
Doch m¸ï¬t Ihr Euch nicht zerstreuen lassen.
SCHâ¹LER:
Ich bin dabei mit Seel und Leib;
Doch freilich w¸rde mir behagen
Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib An schËnen Sommerfeiertagen.
MEPHISTOPHELES:
Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen, Doch Ordnung lehrt Euch Zeit gewinnen.
Mein teurer Freund, ich rat Euch drum Zuerst Collegium Logicum.
Da wird der Geist Euch wohl dressiert, In spanische Stiefeln eingeschn¸rt,
Daï¬ er bedâ°chtiger so fortan
Hinschleiche die Gedankenbahn,
Und nicht etwa, die Kreuz und Quer, Irrlichteliere hin und her.
Dann lehret man Euch manchen Tag,
Daï¬, was Ihr sonst auf einen Schlag Getrieben, wie Essen und Trinken frei,
Eins! Zwei! Drei! dazu nËtig sei.
Zwar ist’s mit der Gedankenfabrik
Wie mit einem Weber-Meisterst¸ck,
Wo ein Tritt tausend Fâ°den regt,
Die Schifflein her¸ber hin¸ber schieï¬en, Die Fâ°den ungesehen flieï¬en,
Ein Schlag tausend Verbindungen schlâ°gt. Der Philosoph, der tritt herein
Und beweist Euch, es m¸ï¬t so sein: Das Erst wâ°r so, das Zweite so,
Und drum das Dritt und Vierte so;
Und wenn das Erst und Zweit nicht wâ°r, Das Dritt und Viert wâ°r nimmermehr.
Das preisen die Sch¸ler allerorten, Sind aber keine Weber geworden.
Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben, Sucht erst den Geist heraus zu treiben,
Dann hat er die Teile in seiner Hand, Fehlt, leider! nur das geistige Band.
Encheiresin naturae nennt’s die Chemie, Spottet ihrer selbst und weiï¬ nicht wie.
SCHâ¹LER:
Kann Euch nicht eben ganz verstehen.
MEPHISTOPHELES:
Das wird nâ°chstens schon besser gehen, Wenn Ihr lernt alles reduzieren
Und gehËrig klassifizieren.
SCHâ¹LER:
Mir wird von alledem so dumm,
Als ging, mir ein M¸hlrad im Kopf herum.
MEPHISTOPHELES:
Nachher, vor allen andern Sachen,
M¸ï¬t Ihr Euch an die Metaphysik machen! Da seht, daï¬ Ihr tiefsinnig faï¬t,
Was in des Menschen Hirn nicht paï¬t; F¸r was drein geht und nicht drein geht, Ein prâ°chtig Wort zu Diensten steht.
Doch vorerst dieses halbe Jahr
Nehmt ja der besten Ordnung wahr.
F¸nf Stunden habt Ihr jeden Tag;
Seid drinnen mit dem Glockenschlag! Habt Euch vorher wohl prâ°pariert,
Paragraphos wohl einstudiert,
Damit Ihr nachher besser seht,
Daï¬ er nichts sagt, als was im Buche steht; Doch Euch des Schreibens ja befleiï¬t,
Als diktiert, Euch der Heilig Geist!
SCHâ¹LER:
Das sollt Ihr mir nicht zweimal sagen! Ich denke mir, wie viel es n¸tzt
Denn, was man schwarz auf weiï¬ besitzt, Kann man getrost nach Hause tragen.
MEPHISTOPHELES:
Doch wâ°hlt mir eine Fakultâ°t!
SCHâ¹LER:
Zur Rechtsgelehrsamkeit kann ich mich nicht bequemen.
MEPHISTOPHELES:
Ich kann es Euch so sehr nicht ¸bel nehmen, Ich weiï¬, wie es um diese Lehre steht. Es erben sich Gesetz’ und Rechte
Wie eine ew’ge Krankheit fort;
Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte, Und r¸cken sacht von Ort zu Ort.
Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage; Weh dir, daï¬ du ein Enkel bist!
Vom Rechte, das mit uns geboren ist, Von dem ist, leider! nie die Frage.
SCHâ¹LER:
Mein Abscheu wird durch Euch vermehrt. O gl¸cklich der, den Ihr belehrt!
Fast mËcht ich nun Theologie studieren.
MEPHISTOPHELES:
Ich w¸nschte nicht, Euch irre zu f¸hren. Was diese Wissenschaft betrifft,
Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden, Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift, Und von der Arzenei ist’s kaum zu unterscheiden. Am besten ist’s auch hier, wenn Ihr nur einen hËrt, Und auf des Meisters Worte schwËrt.
Im ganzen- haltet Euch an Worte!
Dann geht Ihr durch die sichre Pforte Zum Tempel der Gewiï¬heit ein.
SCHâ¹LER:
Doch ein Begriff muï¬ bei dem Worte sein. MEPHISTOPHELES:
Schon gut! Nur muï¬ man sich nicht allzu â°ngstlich quâ°len Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein. Mit Worten lâ°ï¬t sich trefflich streiten, Mit Worten ein System bereiten,
An Worte lâ°ï¬t sich trefflich glauben, Von einem Wort lâ°ï¬t sich kein Jota rauben.
SCHâ¹LER:
Verzeiht, ich halt Euch auf mit vielen Fragen, Allem ich muï¬ Euch noch bem¸hn.
Wollt Ihr mir von der Medizin
Nicht auch ein krâ°ftig WËrtchen sagen? Drei Jahr ist eine kurze Zeit,
Und, Gott! das Feld ist gar zu weit. Wenn man einen Fingerzeig nur hat,
Lâ°ï¬t sich’s schon eher weiter f¸hlen.
MEPHISTOPHELES (f¸r sich):
Ich bin des trocknen Tons nun satt, Muï¬ wieder recht den Teufel spielen.
(Laut.) Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen; Ihr durchstudiert die groï¬, und kleine Welt, Um es am Ende gehn zu lassen,
Wie’s Gott gefâ°llt.
Vergebens, daï¬ Ihr ringsum wissenschaftlich schweift, Ein jeder lernt nur, was er lernen kann; Doch der den Augenblick ergreift,
Das ist der rechte Mann.
Ihr seid noch ziemlich wohl gebaut, An K¸hnheit wird’s Euch auch nicht fehlen, Und wenn Ihr Euch nur selbst vertraut,
Vertrauen Euch die andern Seelen.
Besonders lernt die Weiber f¸hren; Es ist ihr ewig Weh und Ach
So tausendfach
Aus einem Punkte zu kurieren,
Und wenn Ihr halbweg ehrbar tut,
Dann habt Ihr sie all unterm Hut.
Ein Titel muï¬ sie erst vertraulich machen, Daï¬ Eure Kunst viel K¸nste ¸bersteigt; Zum Willkomm tappt Ihr dann nach allen Siebensachen, Um die ein andrer viele Jahre streicht,
Versteht das P¸lslein wohl zu dr¸cken, Und fasset sie, mit feurig schlauen Blicken, Wohl um die schlanke H¸fte frei,
Zu sehn, wie fest geschn¸rt sie sei.
SCHâ¹LER:
Das sieht schon besser aus! Man sieht doch, wo und wie.
MEPHISTOPHELES:
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, Und gr¸n des Lebens goldner Baum.
SCHâ¹LER:
Ich schwËr Euch zu, mir ist’s als wie ein Traum. D¸rft ich Euch wohl ein andermal beschweren, Von Eurer Weisheit auf den Grund zu hËren?
MEPHISTOPHELES:
Was ich vermag, soll gern geschehn.
SCHâ¹LER:
Ich kann unmËglich wieder gehn,
Ich muï¬ Euch noch mein Stammbuch ¸berreichen, GËnn Eure Gunst mir dieses Zeichen!
MEPHISTOPHELES:
Sehr wohl.
(Er schreibt und gibt’s.)
SCHâ¹LER (liest):
Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum. (Macht’s ehrerbietig zu und empfiehlt sich.)
MEPHISTOPHELES:
Folg nur dem alten Spruch und meiner Muhme, der Schlange, Dir wird gewiï¬ einmal bei deiner Gottâ°hnlichkeit bange! (Faust tritt auf.)
FAUST:
Wohin soll es nun gehn?
MEPHISTOPHELES:
Wohin es dir gefâ°llt.
Wir sehn die kleine, dann die groï¬e Welt. Mit welcher Freude, welchem Nutzen
Wirst du den Cursum durchschmarutzen!
FAUST:
Allein bei meinem langen Bart
Fehlt mir die leichte Lebensart.
Es wird mir der Versuch nicht gl¸cken; Ich wuï¬te nie mich in die Welt zu schicken. Vor andern f¸hl ich mich so klein;
Ich werde stets verlegen sein.
MEPHISTOPHELES:
Mein guter Freund, das wird sich alles geben; Sobald du dir vertraust, sobald weiï¬t du zu leben.
FAUST:
Wie kommen wir denn aus dem Haus?
Wo hast du Pferde, Knecht und Wagen?
MEPHISTOPHELES:
Wir breiten nur den Mantel aus,
Der soll uns durch die L¸fte tragen. Du nimmst bei diesem k¸hnen Schritt
Nur keinen groï¬en B¸ndel mit.
Ein biï¬chen Feuerluft, die ich bereiten werde, Hebt uns behend von dieser Erde.
Und sind wir leicht, so geht es schnell hinauf; Ich gratuliere dir zum neuen Lebenslauf!
Auerbachs Keller in Leipzig
Zeche lustiger Gesellen.
FROSCH:
Will keiner trinken? keiner lachen? Ich will euch lehren Gesichter machen!
Ihr seid ja heut wie nasses Stroh,
Und brennt sonst immer lichterloh.
BRANDER:
Das liegt an dir; du bringst ja nichts herbei, Nicht eine Dummheit, keine Sauerei.
FROSCH (giesst ihm ein Glas Wein ¸ber den Kopf): Da hast du beides!
BRANDER:
Doppelt Schwein!
FROSCH:
Ihr wollt es ja, man soll es sein!
SIEBEL:
Zur T¸r hinaus, er sich entzweit!
Mit offner Brust singt Runda, sauft und schreit! Auf! Holla! Ho!
ALTMAYER:
Weh mir, ich bin verloren! Baumwolle her! der Kerl sprengt mir die Ohren.
SIEBEL:
Wenn das GewËlbe widerschallt,
F¸hlt man erst recht des Basses Grundgewalt.
FROSCH:
So recht, hinaus mit dem, der etwas ¸bel nimmt! A! tara lara da!
ALTMAYER:
A! tara lara da!
FROSCH:
Die Kehlen sind gestimmt.
(Singt.)
Das liebe Heil’ge RËm’sche Reich,
Wie hâ°lt’s nur noch zusammen?
BRANDER:
Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied Ein leidig Lied! Dankt Gott mit jedem Morgen, Daï¬ ihr nicht braucht f¸rs RËm’sche Reich zu sorgen! Ich halt es wenigstens f¸r reichlichen Gewinn, Daï¬ ich nicht Kaiser oder Kanzler bin. Doch muï¬ auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen; Wir wollen einen Papst erwâ°hlen.
Ihr wiï¬t, welch eine Qualitâ°t
Den Ausschlag gibt, den Mann erhËht.
FROSCH (singt):
Schwing dich auf, Frau Nachtigall,
GrÂ¸ï¬ mir mein Liebchen zehentausendmal.
SIEBEL:
Dem Liebchen keinen Gruï¬! ich will davon nichts hËren!
FROSCH:
Dem Liebchen Gruï¬ und Kuï¬! du wirst mir’s nicht verwehren!
(Singt.)
Riegel auf! in stiller Nacht.
Riegel auf! der Liebste wacht.
Riegel zu! des Morgens fr¸h.
SIEBEL:
Ja, singe, singe nur und lob und r¸hme sie! Ich will zu meiner Zeit schon lachen.
Sie hat mich angef¸hrt, dir wird sie’s auch so machen. Zum Liebsten sei ein Kobold ihr beschert! Der mag mit ihr auf einem Kreuzweg schâ°kern; Ein alter Bock, wenn er vom Blocksberg kehrt, Mag im Galopp noch gute Nacht ihr meckern! Ein braver Kerl von echtem Fleisch und Blut Ist f¸r die Dirne viel zu gut.
Ich will von keinem Gruï¬e wissen, Als ihr die Fenster eingeschmissen
BRANDER (auf den Tisch schlagend):
Paï¬t auf! paï¬t auf! Gehorchet mir! Ihr Herrn, gesteht, ich weiï¬ zu leben
Verliebte Leute sitzen hier,
Und diesen muï¬, nach Standsgeb¸hr, Zur guten Nacht ich was zum besten geben. Gebt acht! Ein Lied vom neusten Schnitt! Und singt den Rundreim krâ°ftig mit!
(Er singt.)
Es war eine Ratt im Kellernest,
Lebte nur von Fett und Butter,
Hatte sich ein Râ°nzlein angemâ°st’t, Als wie der Doktor Luther.
Die KËchin hatt ihr Gift gestellt; Da ward’s so eng ihr in der Welt,
Als hâ°tte sie Lieb im Leibe.
CHORUS (jauchzend):
Als hâ°tte sie Lieb im Leibe.
BRANDER:
Sie fuhr herum, sie fuhr heraus,
Und soff aus allen Pf¸tzen,
Zernagt’, zerkratzt, das ganze Haus, Wollte nichts ihr W¸ten n¸tzen;
Sie tâ°t gar manchen Ængstesprung, Bald hatte das arme Tier genung,
Als hâ°tt es Lieb im Leibe.
CHORUS:
Als hâ°tt es Lieb im Leibe.
BRANDER:
Sie kam vor Angst am hellen Tag
Der K¸che zugelaufen,
Fiel an den Herd und zuckt, und lag, Und tâ°t erbâ°rmlich schnaufen.
Da lachte die Vergifterin noch:
Ha! sie pfeift auf dem letzten Loch, Als hâ°tte sie Lieb im Leibe.
CHORUS:
Als hâ°tte sie Lieb im Leibe.
SIEBEL:
Wie sich die platten Bursche freuen! Es ist mir eine rechte Kunst,
Den armen Ratten Gift zu streuen!
BRANDER:
Sie stehn wohl sehr in deiner Gunst?
ALTMAYER:
Der Schmerbauch mit der kahlen Platte! Das Ungl¸ck macht ihn zahm und mild;
Er sieht in der geschwollnen Ratte
Sein ganz nat¸rlich Ebenbild
(Faust und Mephistopheles treten auf.)
MEPHISTOPHELES:
Ich muï¬ dich nun vor allen Dingen In lustige Gesellschaft bringen,
Damit du siehst, wie leicht sich’s leben lâ°ï¬t. Dem Volke hier wird jeder Tag ein Fest.
Mit wenig Witz und viel Behagen
Dreht jeder sich im engen Zirkeltanz, Wie junge Katzen mit dem Schwanz.
Wenn sie nicht ¸ber Kopfweh klagen, So lang der Wirt nur weiter borgt,
Sind sie vergn¸gt und unbesorgt.
BRANDER:
Die kommen eben von der Reise,
Man sieht’s an ihrer wunderlichen Weise; Sie sind nicht eine Stunde hier.
FROSCH:
Wahrhaftig, du hast recht! Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute.
SIEBEL:
F¸r was siehst du die Fremden an?
FROSCH:
Laï¬ mich nur gehn! Bei einem vollen Glase Zieh ich, wie einen Kinderzahn,
Den Burschen leicht die W¸rmer aus der Nase. Sie scheinen mir aus einem edlen Haus,
Sie sehen stolz und unzufrieden aus.
BRANDER:
Marktschreier sind’s gewiï¬, ich wette!
ALTMAYER:
Vielleicht.
FROSCH:
Gib acht, ich schraube sie!
MEPHISTOPHELES (zu Faust):
Den Teufel sp¸rt das VËlkchen nie, Und wenn er sie beim Kragen hâ°tte.
FAUST:
Seid uns gegr¸ï¬t, ihr Herrn!
SIEBEL:
Viel Dank zum Gegengruï¬.
(Leise, Mephistopheles von der Seite ansehend.) Was hinkt der Kerl auf einem Fu�
MEPHISTOPHELES:
Ist es erlaubt, uns auch zu euch zu setzen? Statt eines guten Trunks, den man nicht haben kann Soll die Gesellschaft uns ergetzen.
ALTMAYER:
Ihr scheint ein sehr verwËhnter Mann.
FROSCH:
Ihr seid wohl spâ°t von Rippach aufgebrochen? Habt ihr mit Herren Hans noch erst zu Nacht gespeist?
MEPHISTOPHELES:
Heut sind wir ihn vorbeigereist!
Wir haben ihn das letztemal gesprochen. Von seinen Vettern wuï¬t er viel zu sagen, Viel Gr¸ï¬e hat er uns an jeden aufgetragen. (Er neigt sich gegen Frosch.)
ALTMAYER (leise):
Da hast du’s! der versteht’s!
SIEBEL:
Ein pfiffiger Patron!
FROSCH:
Nun, warte nur, ich krieg ihn schon!
MEPHISTOPHELES:
Wenn ich nicht irrte, hËrten wir
Ge¸bte Stimmen Chorus singen?
Gewiï¬, Gesang muï¬ trefflich hier Von dieser WËlbung widerklingen!
FROSCH:
Seid Ihr wohrgar ein Virtuos?
MEPHISTOPHELES:
O nein! die Kraft ist schwach, allein die Lust ist groï¬.
ALTMAYER:
Gebt uns ein Lied!
MEPHISTOPHELES:
Wenn ihr begehrt, die Menge.
SIEBEL:
Nur auch ein nagelneues St¸ck!
MEPHISTOPHELES:
Wir kommen erst aus Spanien zur¸ck, Dem schËnen Land des Weins und der Gesâ°nge. (Singt).
Es war einmal ein KËnig,
Der hatt einen groï¬en Floh-
FROSCH:
Horcht! Einen Froh! Habt ihr das wohl gefaï¬t? Ein Floh ist mir ein saubrer Gast.
MEPHISTOPHELES (singt):
Es war einmal ein KËnig
Der hatt einen groï¬en Floh,
Den liebt, er gar nicht wenig,
Als wie seinen eignen Sohn.
Da rief er seinen Schneider,
Der Schneider kam heran:
Da, miï¬ dem Junker Kleider
Und miï¬ ihm Hosen an!
BRANDER:
Vergeï¬t nur nicht, dem Schneider einzuschâ°rfen, Daï¬ er mir aufs genauste miï¬t,
Und daï¬, so lieb sein Kopf ihm ist, Die Hosen keine Falten werfen!
MEPHISTOPHELES:
In Sammet und in Seide
War er nun angetan
Hatte Bâ°nder auf dem Kleide,
Hatt auch ein Kreuz daran
Und war sogleich Minister,
Und hatt einen groï¬en Stern.
Da wurden seine Geschwister
Bei Hof auch groï¬e Herrn.
Und Herrn und Fraun am Hofe,
Die waren sehr geplagt,
Die KËnigin und die Zofe
Gestochen und genagt,
Und durften sie nicht knicken,
Und weg sie jucken nicht.
Wir knicken und ersticken
Doch gleich, wenn einer sticht.
CHORUS (jauchzend):
Wir knicken und ersticken
Doch gleich, wenn einer sticht.
FROSCH:
Bravo! Bravo! Das war schËn!
SIEBEL:
So soll es jedem Floh ergehn!
BRANDER:
Spitzt die Finger und packt sie fein!
ALTMAYER:
Es lebe die Freiheit! Es lebe der Wein!
MEPHISTOPHELES:
Ich trâ°nke gern ein Glas, die Freiheit hoch zu ehren, Wenn eure Weine nur ein biï¬chen besser wâ°ren.
SIEBEL:
Wir mËgen das nicht wieder hËren!
MEPHISTOPHELES:
Ich f¸rchte nur, der Wirt beschweret sich; Sonst gâ°b ich diesen werten Gâ°sten
Aus unserm Keller was zum besten.
SIEBEL:
Nur immer her! ich nehm’s auf mich.
FROSCH:
Schafft Ihr ein gutes Glas, so wollen wir Euch loben. Nur gebt nicht gar zu kleine Proben
Denn wenn ich judizieren soll,
Verlang ich auch das Maul recht voll.
ALTMAYER (leise):
Sie sind vom Rheine, wie ich sp¸re.
MEPHISTOPHELES:
Schafft einen Bohrer an!
BRANDER:
Was soll mit dem geschehn? Ihr habt doch nicht die Fâ°sser vor der T¸re?
ALTMAYER:
Dahinten hat der Wirt ein KËrbchen Werkzeug stehn.
MEPHISTOPHELES (nimmt den Bohrer. Zu Frosch): Nun sagt, was w¸nschet Ihr zu schmecken?
FROSCH:
Wie meint Ihr das? Habt Ihr so mancherlei?
MEPHISTOPHELES:
Ich stell es einem jeden frei.
ALTMAYER (zu Frosch):
Aha! du fâ°ngst schon an, die Lippen abzulecken.
FROSCH:
Gut! wenn ich wâ°hlen soll, so will ich Rheinwein haben. Das Vaterland verleiht die allerbesten Gaben.
MEPHISTOPHELES (indem er an dem Platz, wo Frosch sitzt, ein Loch in den Tischrand bohrt):
Verschafft ein wenig Wachs, die Pfropfen gleich zu machen!
ALTMAYER:
Ach, das sind Taschenspielersachen.
MEPHISTOPHELES (zu Brander):
Und Ihr?
BRANDER:
Ich will Champagner Wein Und recht moussierend soll er sein! (Mephistopheles bohrt; einer hat indessen die Wachspfropfen gemacht und verstopft.)
Man kann nicht stets das Fremde meiden Das Gute liegt uns oft so fern.
Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden, Doch ihre Weine trinkt er gern.
SIEBEL (indem sich Mephistopheles seinem Platze nâ°hert): Ich muï¬ gestehn, den sauern mag ich nicht, Gebt mir ein Glas vom echten s¸ï¬en!
MEPHISTOPHELES (bohrt):
Euch soll sogleich Tokayer flieï¬en.
ALTMAYER:
Nein, Herren, seht mir ins Gesicht! Ich seh es ein, ihr habt uns nur zum besten.
MEPHISTOPHELES:
Ei! Ei! Mit solchen edlen Gâ°sten
Wâ°r es ein biï¬chen viel gewagt. Geschwind! Nur grad heraus gesagt!
Mit welchem Weine kann ich dienen?
ALTMAYER:
Mit jedem! Nur nicht lang gefragt.
(Nachdem die LËcher alle gebohrt und verstopft sind.)
MEPHISTOPHELES (mit seltsamen Gebâ°rden): Trauben trâ°gt der Weinstock!
HËrner der Ziegenbock;
Der Wein ist saftig, Holz die Reben, Der hËlzerne Tisch kann Wein auch geben. Ein tiefer Blick in die Natur!
Hier ist ein Wunder, glaubet nur! Nun zieht die Pfropfen und genieï¬t!
ALLE (indem sie die Pfropfen ziehen und jedem der verlangte Wein ins Glas lâ°uft):
O schËner Brunnen, der uns flieï¬t!
MEPHISTOPHELES:
Nur h¸tet euch, daï¬ ihr mir nichts vergieï¬t! (Sie trinken wiederholt.)
ALLE (singen):
Uns ist ganz kannibalisch wohl,
Als wie f¸nfhundert Sâ°uen!
MEPHISTOPHELES:
Das Volk ist frei, seht an, wie wohl’s ihm geht!
FAUST:
Ich hâ°tte Lust, nun abzufahren.
MEPHISTOPHELES:
Gib nur erst acht, die Bestialitâ°t Wird sich gar herrlich offenbaren.
SIEBEL (trinkt unvorsichtig, der Wein flieï¬t auf die Erde und wird zur Flamme):
Helft! Feuer! helft! Die HËlle brennt!
MEPHISTOPHELES (die Flamme besprechend): Sei ruhig, freundlich Element!
(Zu den Gesellen.)
F¸r diesmal war es nur ein Tropfen Fegefeuer.
SIEBEL:
Was soll das sein? Wart! Ihr bezahlt es teuer! Es scheinet, daï¬ Ihr uns nicht kennt.
FROSCH:
Laï¬ Er uns das zum zweiten Male bleiben!
ALTMAYER:
Ich dâ°cht, wir hieï¬en ihn ganz sachte seitwâ°rts gehn.
SIEBEL:
Was, Herr? Er will sich unterstehn, Und hier sein Hokuspokus treiben?
MEPHISTOPHELES:
Still, altes Weinfaï¬!
SIEBEL:
Besenstiel! Du willst uns gar noch grob begegnen?
BRANDER:
Wart nur, es sollen Schlâ°ge regnen!
ALTMAYER (zieht einen Pfropf aus dem Tisch, es springt ihm Feuer entgegen):
Ich brenne! ich brenne!
Stoï¬t zu! der Kerl ist vogelfrei! (Sie ziehen die Messer und gehn auf Mephistopheles los.)
MEPHISTOPHELES (mit ernsthafter Gebâ°rde): Falsch Gebild und Wort
Verâ°ndern Sinn und Ort!
Seid hier und dort!
(Sie stehn erstaunt und sehn einander an.)
ALTMAYER:
Wo bin ich? Welches schËne Land!
FROSCH:
Weinberge! Seh ich recht?
SIEBEL:
Und Trauben gleich zur Hand!
BRANDER:
Hier unter diesem gr¸nen Laube,
Seht, welch ein Stock! Seht, welche Traube! (Er faï¬t Siebeln bei der Nase. Die andern tun es wechselseitig und heben die Messer.)
MEPHISTOPHELES (wie oben):
Irrtum, laï¬ los der Augen Band!
Und merkt euch, wie der Teufel spaï¬e. (Er verschwindet mit Faust, die Gesellen fahren auseinander.
SIEBEL:
Was gibt s?
ALTMAYER:
Wie?
FROSCH:
War das deine Nase?
BRANDER (zu Siebel):
Und deine hab ich in der Hand!
ALTMAYER:
Es war ein Schlag, der ging durch alle Glieder! Schafft einen Stuhl, ich sinke nieder!
FROSCH:
Nein, sagt mir nur, was ist geschehn?
FROSCH:
Wo ist der Kerl? Wenn ich ihn sp¸re, Er soll mir nicht lebendig gehn!
ALTMAYER:
Ich hab ihn selbst hinaus zur Kellert¸re- Auf einem Fasse reiten sehn–
Es liegt mir bleischwer in den F¸ï¬en. (Sich nach dem Tische wendend.)
Mein! Sollte wohl der Wein noch flieï¬en?
SIEBEL:
Betrug war alles, Lug und Schein.
FROSCH:
Mir deuchte doch, als trâ°nk ich Wein.
BRANDER:
Aber wie war es mit den Trauben?
ALTMAYER:
Nun sag mir eins, man soll kein Wunder glauben!
Hexenk¸che.
Auf einem niedrigen Herd steht ein groï¬er Kessel ¸ber dem Feuer. In dem Dampfe, der davon in die HËhe steigt, zeigen sich verschiedene Gestalten. Eine Meerkatze sitzt bei dem Kessel und schâ°umt ihn und sorgt, daï¬ er nicht ¸berlâ°uft. Der Meerkater mit den Jungen sitzt darneben und wâ°rmt sich. Wâ°nde und Decke sind mit dem seltsamsten Hexenhausrat geschm¸ckt.
Faust. Mephistopheles.
FAUST:
Mir widersteht das tolle Zauberwesen! Versprichst du mir, ich soll genesen
In diesem Wust von Raserei?
Verlang ich Rat von einem alten Weibe? Und schafft die SudelkËcherei
Wohl dreiï¬ig Jahre mir vom Leibe? Weh mir, wenn du nichts Bessers weiï¬t! Schon ist die Hoffnung mir verschwunden. Hat die Natur und hat ein edler Geist
Nicht irgendeinen Balsam ausgefunden?
MEPHISTOPHELES:
Mein Freund, nun sprichst du wieder klug! Dich zu verj¸ngen, gibt’s auch ein nat¸rlich Mittel; Allein es steht in einem andern Buch,
Und ist ein wunderlich Kapitel.
FAUST:
Ich will es wissen.
MEPHISTOPHELES:
Gut! Ein Mittel, ohne Geld Und Arzt und Zauberei zu haben: Begib dich gleich hinaus aufs Feld,
Fang an zu hacken und zu graben
Erhalte dich und deinen Sinn
In einem ganz beschrâ°nkten Kreise, Ernâ°hre dich mit ungemischter Speise,
Leb mit dem Vieh als Vieh, und acht es nicht f¸r Raub, Den Acker, den du erntest, selbst zu d¸ngen; Das ist das beste Mittel, glaub,
Auf achtzig Jahr dich zu verj¸ngen!
FAUST:
Das bin ich nicht gewËhnt, ich kann mich nicht bequemen, Den Spaten in die Hand zu nehmen.
Das enge Leben steht mir gar nicht an.
MEPHISTOPHELES:
So muï¬ denn doch die Hexe dran.
FAUST:
Warum denn just das alte Weib!
Kannst du den Trank nicht selber brauen?
MEPHISTOPHELES:
Das wâ°r ein schËner Zeitvertreib! Ich wollt indes wohl tausend Br¸cken bauen. Nicht Kunst und Wissenschaft allein,
Geduld will bei dem Werke sein.
Ein stiller Geist ist jahrelang geschâ°ftig, Die Zeit nur macht die feine Gâ°rung krâ°ftig. Und alles, was dazu gehËrt,
Es sind gar wunderbare Sachen!
Der Teufel hat sie’s zwar gelehrt;
Allein der Teufel kann’s nicht machen. (Die Tiere erblickend.)
Sieh, welch ein zierliches Geschlecht! Das ist die Magd! das ist der Knecht!
(Zu den Tieren.)
Es scheint, die Frau ist nicht zu Hause?
DIE TIERE:
Beim Schmause,
Aus dem Haus
Zum Schornstein hinaus!
MEPHISTOPHELES:
Wie lange pflegt sie wohl zu schwâ°rmen?
DIE TIERE:
So lange wir uns die Pfoten wâ°rmen.
MEPHISTOPHELES. (zu Faust):
Wie findest du die zarten Tiere?
FAUST:
So abgeschmackt, als ich nur jemand sah!
MEPHISTOPHELES:
Nein, ein Discours wie dieser da
Ist grade der, den ich am liebsten f¸hre! (zu den Tieren.)
So sagt mir doch, verfluchte Puppen, Was quirlt ihr in dem Brei herum?
DIE TIERE:
Wir kochen breite Bettelsuppen.
MEPHISTOPHELES:
Da habt ihr ein groï¬ Publikum.
DER KATER (macht sich herbei und schmeichelt dem Mephistopheles): O w¸rfle nur gleich,
Und mache mich reich,
Und laï¬ mich gewinnen!
Gar schlecht ist’s bestellt,
Und wâ°r ich bei Geld,
So wâ°r ich bei Sinnen.
MEPHISTOPHELES:
Wie gl¸cklich w¸rde sich der Affe schâ°tzen, KËnnt er nur auch ins Lotto setzen!
(Indessen haben die jungen Meerkâ°tzchen mit einer groï¬en Kugel gespielt und rollen sie hervor.)
DER KATER:
Das ist die Welt;
Sie steigt und fâ°llt
Und rollt bestâ°ndig;
Sie klingt wie Glas-
Wie bald bricht das!
Ist hohl inwendig.
Hier glâ°nzt sie sehr,
Und hier noch mehr:
“Ich bin lebendig!”
Mein lieber Sohn,
Halt dich davon!
Du muï¬t sterben!
Sie ist von Ton,
Es gibt Scherben.
MEPHISTOPHELES:
Was soll das Sieb?
DER KATER (holt es herunter):
Wâ°rst du ein Dieb,
Wollt ich dich gleich erkennen.
(Er lauft zur Kâ°tzin und lâ°ï¬t sie durchsehen.) Sieh durch das Sieb!
Erkennst du den Dieb,
Und darfst ihn nicht nennen?
MEPHISTOPHELES (sich dem Feuer nâ°hernd): Und dieser Topf?
KATER UND Kâ°TZIN:
Der alberne Tropf!
Er kennt nicht den Topf,
Er kennt nicht den Kessel!
MEPHISTOPHELES:
UnhËfliches Tier!
DER KATER:
Den Wedel nimm hier,
Und setz dich in Sessel!
(Er nËtigt den Mephistopheles zu sitzen.)
FAUST (welcher diese Zeit ¸ber vor einem Spiegel gestanden, sich ihm bald genâ°hert, bald sich von ihm entfernt hat): Was seh ich? Welch ein himmlisch Bild
Zeigt sich in diesem Zauberspiegel! O Liebe, leihe mir den schnellsten deiner Fl¸gel, Und f¸hre mich in ihr Gefild!
Ach wenn ich nicht auf dieser Stelle bleibe, Wenn ich es wage, nah zu gehn,
Kann ich sie nur als wie im Nebel sehn!- Das schËnste Bild von einem Weibe!
Ist’s mËglich, ist das Weib so schËn? Muï¬ ich an diesem hingestreckten Leibe Den Inbegriff von allen Himmeln sehn?
So etwas findet sich auf Erden?
MEPHISTOPHELES:
Nat¸rlich, wenn ein Gott sich erst sechs Tage plagt, Und selbst am Ende Bravo sagt,
Da muï¬ es was Gescheites werden.
F¸r diesmal sieh dich immer satt;
Ich weiï¬ dir so ein Schâ°tzchen auszusp¸ren, Und selig, wer das gute Schicksal hat,
Als Brâ°utigam sie heim zu f¸hren! (Faust sieht immerfort in den Spiegel. Mephistopheles, sich in dem Sessel dehnend und mit dem Wedel spielend, fâ°hrt fort zu sprechen.)
Hier sitz ich wie der KËnig auf dem Throne, Den Zepter halt ich hier, es fehlt nur noch die Krone.
DIE TIERE (welche bisher allerlei wunderliche Bewegungen durcheinander gemacht haben, bringen dem Mephistopheles eine Krone mit groï¬em Geschrei): O sei doch so gut,
Mit Schweiï¬ und mit Blut
Die Krone zu leimen!
(Sie gehn ungeschickt mit der Krone um und zerbrechen sie in zwei St¸cke, mit welchen sie herumspringen.)
Nun ist es geschehn!
Wir reden und sehn,
Wir hËren und reimen-
FAUST (gegen den Spiegel):
Weh mir! ich werde schier verr¸ckt.
MEPHISTOPHELES (auf die Tiere deutend): Nun fâ°ngt mir an fast selbst der Kopf zu schwanken.
DIE TIERE:
Und wenn es uns gl¸ckt,
Und wenn es sich schickt,
So sind es Gedanken!
FAUST (wie oben):
Mein Busen fâ°ngt mir an zu brennen! Entfernen wir uns nur geschwind!
MEPHISTOPHELES (in obiger Stellung):
Nun, wenigstens muï¬ man bekennen, Daï¬ es aufrichtige Poeten sind.
(Der Kessel, welchen die Katzin bisher auï¬er acht gelassen, fâ°ngt an ¸berzulaufen, es entsteht eine groï¬e Flamme, welche zum Schornstein hinaus schlâ°gt. Die Hexe kommt durch die Flamme mit entsetzlichem Geschrei herunter gefahren.)
DIE HEXE:
Au! Au! Au! Au!
Verdammtes Tier! verfluchte Sau!
Versâ°umst den Kessel, versengst die Frau! Verfluchtes Tier!
(Faust und Mephistopheles erblickend.) Was ist das hier?
Wer seid ihr hier?
Was wollt ihr da?
Wer schlich sich ein?
Die Feuerpein
Euch ins Gebein!
(Sie fahrt mit dem SchaumlËffel in den Kessel und spritzt Flammen nach Faust, Mephistopheles und den Tieren. Die Tiere winseln.)
MEPHISTOPHELES (welcher den Wedel, den er in der Hand hâ°lt, umkehrt und unter die Glâ°ser und TËpfe schlâ°gt): Entzwei! entzwei!
Da liegt der Brei!
Da liegt das Glas!
Es ist nur Spaï¬,
Der Takt, du Aas,
Zu deiner Melodei.
(Indem die Hexe voll Grimm und Entsetzen zur¸cktritt.) Erkennst du mich? Gerippe! Scheusal du!
Erkennst du deinen Herrn und Meister? Was hâ°lt mich ab, so schlag ich zu,
Zerschmettre dich und deine Katzengeister! Hast du vorm roten Wams nicht mehr Respekt? Kannst du die Hahnenfeder nicht erkennen? Hab ich dies Angesicht versteckt?
Soll ich mich etwa selber nennen?
DIE HEXE:
O Herr, verzeiht den rohen Gruï¬!
Seh ich doch keinen Pferdefuï¬.
Wo sind denn Eure beiden Raben?
MEPHISTOPHELES:
F¸r diesmal kommst du so davon;
Denn freilich ist es eine Weile schon, Daï¬ wir uns nicht gesehen haben.
Auch die Kultur, die alle Welt beleckt, Hat auf den Teufel sich erstreckt;
Das nordische Phantom ist nun nicht mehr zu schauen; Wo siehst du HËrner, Schweif und Klauen? Und was den Fuï¬ betrifft, den ich nicht missen kann, Der w¸rde mir bei Leuten schaden;
Darum bedien ich mich, wie mancher junge Mann, Seit vielen Jahren falscher Waden.
DIE HEXE (tanzend):
Sinn und Verstand verlier ich schier, Seh ich den Junker Satan wieder hier!
MEPHISTOPHELES:
Den Namen, Weib, verbitt ich mir!
DIE HEXE:
Warum? Was hat er Euch getan?
MEPHISTOPHELES:
Er ist schon lang ins Fabelbuch geschrieben; Allein die Menschen sind nichts besser dran, Den BËsen sind sie los, die BËsen sind geblieben. Du nennst mich Herr Baron, so ist die Sache gut; Ich bin ein Kavalier, wie andre Kavaliere. Du zweifelst nicht an meinem edlen Blut; Sieh her, das ist das Wappen, das ich f¸hre! (Er macht eine unanstâ°ndige Gebâ°rde.)
DIE HEXE (lacht unmâ°ï¬ig):
Ha! Ha! Das ist in Eurer Art!
Ihr seid ein Schelm, wie Ihr nur immer wart!
MEPHISTOPHELES (zu Faust):
Mein Freund, das lerne wohl verstehn! Dies ist die Art, mit Hexen umzugehn.
DIE HEXE:
Nun sagt, ihr Herren, was ihr schafft.
MEPHISTOPHELES:
Ein gutes Glas von dem bekannten Saft! Doch muï¬ ich Euch ums â°ltste bitten; Die Jahre doppeln seine Kraft.
DIE HEXE:
Gar gern! Hier hab ich eine Flasche, Aus der ich selbst zuweilen nasche,
Die auch nicht mehr im mindsten stinkt; Ich will euch gern ein Glâ°schen geben. (Leise.)
Doch wenn es dieser Mann unvorbereitet trinkt So kann er, wiï¬t Ihr wohl, nicht eine Stunde leben.
MEPHISTOPHELES:
Es ist ein guter Freund, dem es gedeihen soll; Ich gËnn ihm gern das Beste deiner K¸che. Zieh deinen Kreis, sprich deine Spr¸che, Und gib ihm eine Tasse voll!
(Die Hexe, mit seltsamen Gebâ°rden, zieht einen Kreis und stellt wunderbare Sachen hinein; indessen fangen die Glâ°ser an zu klingen, die Kessel zu tËnen, und machen Musik. Zuletzt bringt sie ein groï¬es Buch, stellt die Meerkatzen in den Kreis, die ihr zum Pult dienen und die Fackel halten m¸ssen. Sie winkt Fausten, zu ihr zu treten.)
FAUST (zu Mephistopheles):
Nein, sage mir, was soll das werden? Das tolle Zeug, die rasenden Gebâ°rden, Der abgeschmackteste Betrug,
Sind mir bekannt, verhaï¬t genug.
MEPHISTOPHELES:
Ei Possen! Das ist nur zum Lachen;
Sei nur nicht ein so strenger Mann! Sie muï¬ als Arzt ein Hokuspokus machen, Damit der Saft dir wohl gedeihen kann.
(Er nËtigt Fausten, in den Kreis zu treten.)
DIE HEXE (mit groï¬er Emphase fâ°ngt an, aus dem Buche zu deklamieren): Du muï¬t verstehn!
Aus Eins mach Zehn,
Und Zwei laï¬ gehn,
Und Drei mach gleich,
So bist du reich.
Verlier die Vier!
Aus F¸nf und Sechs,
So sagt die Hex,
Mach Sieben und Acht,
So ist’s vollbracht:
Und Neun ist Eins,
Und Zehn ist keins.
Das ist das Hexen-Einmaleins!
FAUST:
Mich d¸nkt, die Alte spricht im Fieber.
MEPHISTOPHELES:
Das ist noch lange nicht vor¸ber,
Ich kenn es wohl, so klingt das ganze Buch; Ich habe manche Zeit damit verloren,
Denn ein vollkommner Widerspruch
Bleibt gleich geheimnisvoll f¸r Kluge wie f¸r Toren. Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drei und Eins, und Eins und Drei Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schwâ°tzt und lehrt man ungestËrt; Wer will sich mit den Narrn befassen?
GewËhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hËrt, Es m¸sse sich dabei doch auch was denken lassen.
DIE HEXE (fâ°hrt fort):
Die hohe Kraft
Der Wissenschaft,
Der ganzen Welt verborgen!
Und wer nicht denkt,
Dem wird sie geschenkt,
Er hat sie ohne Sorgen.
FAUST:
Was sagt sie uns f¸r Unsinn vor?
Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen. Mich d¸nkt, ich hËr ein ganzes Chor
Von hunderttausend Narren sprechen.
MEPHISTOPHELES:
Genug, genug, o treffliche Sibylle! Gib deinen Trank herbei, und f¸lle
Die Schale rasch bis an den Rand hinan; Denn meinem Freund wird dieser Trunk nicht schaden: Er ist ein Mann von vielen Graden,
Der manchen guten Schluck getan.
(Die Hexe, mit vielen Zeremonien, schenkt den Trank in eine Schale, wie sie Faust an den Mund bringt, entsteht eine leichte Flamme.)
Nur frisch hinunter! Immer zu!
Es wird dir gleich das Herz erfreuen. Bist mit dem Teufel du und du,
Und willst dich vor der Flamme scheuen? (Die Hexe lËst den Kreis. Faust tritt heraus.)
Nun frisch hinaus! Du darfst nicht ruhn.
DIE HEXE:
MËg Euch das Schl¸ckchen wohl behagen!
MEPHISTOPHELES (zur Hexe):
Und kann ich dir was zu Gefallen tun, So darfst du mir’s nur auf Walpurgis sagen.
DIE HEXE:
Hier ist ein Lied! wenn Ihr’s zuweilen singt, So werdet Ihr besondre Wirkung sp¸ren.
MEPHISTOPHELES (zu Faust):
Komm nur geschwind und laï¬ dich f¸hren; Du muï¬t notwendig transpirieren,
Damit die Kraft durch Inn- und Æuï¬res dringt. Den edlen M¸ï¬iggang lehr ich hernach dich schâ°tzen, Und bald empfindest du mit innigem Ergetzen, Wie sich Cupido regt und hin und wider springt.
FAUST:
Laï¬ mich nur schnell noch in den Spiegel schauen! Das Frauenbild war gar zu schËn!
MEPHISTOPHELES:
Nein! Nein! Du sollst das Muster aller Frauen Nun bald leibhaftig vor dir sehn.
(Leise.)
Du siehst, mit diesem Trank im Leibe, Bald Helenen in jedem Weibe.
Straï¬e (I)
Faust. Margarete vor¸bergehend.
FAUST:
Mein schËnes Frâ°ulein, darf ich wagen, Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?
MARGARETE:
Bin weder Frâ°ulein, weder schËn, Kann ungeleitet nach Hause gehn.
(Sie macht sich los und ab.)
FAUST:
Beim Himmel, dieses Kind ist schËn! So etwas hab ich nie gesehn.
Sie ist so sitt- und tugendreich,
Und etwas schnippisch doch zugleich. Der Lippe Rot, der Wange Licht,
Die Tage der Welt vergeï¬ ich’s nicht! Wie sie die Augen niederschlâ°gt,
Hat tief sich in mein Herz geprâ°gt; Wie sie kurz angebunden war,
Das ist nun zum Entz¸cken gar!
(Mephistopheles tritt auf.)
FAUST:
HËr, du muï¬t mir die Dirne schaffen!
MEPHISTOPHELES:
Nun, welche?
FAUST:
Sie ging just vorbei.
MEPHISTOPHELES:
Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen,
Der sprach sie aller S¸nden frei
Ich schlich mich hart am Stuhl vorbei, Es ist ein gar unschuldig Ding,
Das eben f¸r nichts zur Beichte ging; â¹ber die hab ich keine Gewalt!
FAUST:
Ist ¸ber vierzehn Jahr doch alt.
MEPHISTOPHELES:
Du sprichst ja wie Hans Liederlich, Der begehrt jede liebe Blum f¸r sich,
Und d¸nkelt ihm, es wâ°r kein Ehr Und Gunst, die nicht zu pfl¸cken wâ°r; Geht aber doch nicht immer an.
FAUST:
Mein Herr Magister Lobesan,
Laï¬ Er mich mit dem Gesetz in Frieden! Und das sag ich Ihm kurz und gut:
Wenn nicht das s¸ï¬e junge Blut
Heut Nacht in meinen Armen ruht,
So sind wir um Mitternacht geschieden.
MEPHISTOPHELES:
Bedenkt, was gehn und stehen mag!
Ich brauche wenigstens vierzehn Tag, Nur die Gelegenheit auszusp¸ren.
FAUST:
Hâ°tt ich nur sieben Stunden Ruh,
Brauchte den Teufel nicht dazu
So ein GeschËpfchen zu verf¸hren.
MEPHISTOPHELES:
Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos; Doch bitt ich, laï¬t’s Euch nicht verdrieï¬en: Was hilft’s, nur grade zu genieï¬en?
Die Freud ist lange nicht so groï¬, Als wenn Ihr erst herauf, herum
Durch allerlei Brimborium,
Das P¸ppchen geknetet und zugericht’t Wie’s lehret manche welsche Geschicht.
FAUST:
Hab Appetit auch ohne das.
MEPHISTOPHELES:
Jetzt ohne Schimpf und ohne Spaï¬: Ich sag Euch, mit dem schËnen Kind
Geht’s ein f¸r allemal nicht geschwind. Mit Sturm ist da nichts einzunehmen;
Wir m¸ssen uns zur List bequemen.
FAUST:
Schaff mir etwas vom Engelsschatz!
F¸hr mich an ihren Ruheplatz!
Schaff mir ein Halstuch von ihrer Brust, Ein Strumpfband meiner Liebeslust!
MEPHISTOPHELES:
Damit Ihr seht, daï¬ ich Eurer Pein Will fËrderlich und dienstlich sein’
Wollen wir keinen Augenblick verlieren, Will Euch noch heut in ihr Zimmer f¸hren.
FAUST:
Und soll sie sehn? sie haben?
MEPHISTOPHELES:
Nein! Sie wird bei einer Nachbarin sein. Indessen kËnnt Ihr ganz allein
An aller Hoffnung k¸nft’ger Freuden In ihrem Dunstkreis satt Euch weiden.
FAUST:
KËnnen wir hin?
MEPHISTOPHELES:
Es ist noch zu fr¸h.
FAUST:
Sorg du mir f¸r ein Geschenk f¸r sie! (Ab.)
MEPHISTOPHELES:
Gleich schenken? Das ist brav! Da wird er re¸ssieren! Ich kenne manchen schËnen Platz
Und manchen altvergrabnen Schatz;
Ich muï¬ ein biï¬chen revidieren. (Ab.)
Abend. Ein kleines reinliches Zimmer
Margarete ihre ZËpfe flechtend und aufbindend.
Ich gâ°b was drum, wenn ich nur w¸ï¬t, Wer heut der Herr gewesen ist!
Er sah gewiï¬ recht wacker aus
Und ist aus einem edlen Haus;
Das konnt ich ihm an der Stirne lesen- Er wâ°r auch sonst nicht so keck gewesen. (Ab.)
MEPHISTOPHELES:
Herein, ganz leise, nur herein!
FAUST (nach einigem Stillschweigen):
Ich bitte dich, laï¬ mich allein!
MEPHISTOPHELES (herumsp¸rend):
Nicht jedes Mâ°dchen hâ°lt so rein. (Ab.)
FAUST (rings aufschauend):
Willkommen, s¸ï¬er Dâ°mmerschein, Der du dies Heiligtum durchwebst!
Ergreif mein Herz, du s¸ï¬e Liebespein, Die du vom Tau der Hoffnung schmachtend lebst! Wie atmet rings Gef¸hl der Stille,
Der Ordnung, der Zufriedenheit!
In dieser Armut welche F¸lle!
In diesem Kerker welche Seligkeit!
(Er wirft sich auf den ledernen Sessel am Bette.)
O nimm mich auf, der du die Vorwelt schon Bei Freud und Schmerz im offnen Arm empfangen! Wie oft, ach! hat an diesem Vâ°terthron Schon eine Schar von Kindern rings gehangen! Vielleicht hat, dankbar f¸r den heil’gen Christ Mein Liebchen hier, mit vollen Kinderwangen, Dem Ahnherrn fromm die welke Hand gek¸ï¬t. Ich f¸hl o Mâ°dchen, deinen Geist
Der F¸ll und Ordnung um mich sâ°useln, Der m¸tterlich dich tâ°glich unterweist Den Teppich auf den Tisch dich reinlich breiten heiï¬t, Sogar den Sand zu deinen F¸ï¬en krâ°useln. O liebe Hand! so gËttergleich!
Die H¸tte wird durch dich ein Himmelreich. Und hier!
(Er hebt einen Bettvorhang auf.)
Was faï¬t mich f¸r ein Wonnegraus! Hier mËcht ich volle Stunden sâ°umen. Natur, hier bildetest in leichten Trâ°umen Den eingebornen Engel aus!
Hier lag das Kind! mit warmem Leben Den zarten Busen angef¸llt,
Und hier mit heilig reinem Weben
Entwirkte sich das GËtterbild!
Und du! Was hat dich hergef¸hrt?
Wie innig f¸hl ich mich ger¸hrt!
Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer? Armsel’ger Faust! ich kenne dich nicht mehr.
Umgibt mich hier ein Zauberduft?
Mich drang’s, so grade zu genieï¬en, Und f¸hle mich in Liebestraum zerflieï¬en! Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft?
Und trâ°te sie den Augenblick herein, Wie w¸rdest du f¸r deinen Frevel b¸ï¬en! Der groï¬e Hans, ach wie so klein!
Lâ°g, hingeschmolzen, ihr zu F¸ï¬en.
MEPHISTOPHELES (kommt):
Geschwind! ich seh sie unten kommen.
FAUST:
Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr!
MEPHISTOPHELES:
Hier ist ein Kâ°stchen leidlich schwer, Ich hab’s wo anders hergenommen.
Stellt’s hier nur immer in den Schrein, Ich schwËr Euch, ihr vergehn die Sinnen; Ich tat Euch Sâ°chelchen hinein,
Um eine andre zu gewinnen.
Zwar Kind ist Kind, und Spiel ist Spiel.
FAUST:
Ich weiï¬ nicht, soll ich?
MEPHISTOPHELES:
Fragt Ihr viel? Meint Ihr vielleicht den Schatz zu wahren? Dann rat ich Eurer L¸sternheit,
Die liebe schËne Tageszeit
Und mir die weitre M¸h zu sparen.
Ich hoff nicht, daï¬ Ihr geizig seid! Ich kratz den Kopf, reib an den Hâ°nden- (Er stellt das Kâ°stchen in den Schrein und dr¸ckt das Schloï¬ wieder zu.) Nur fort! geschwind!
Um Euch das s¸ï¬e junge Kind
Nach Herzens Wunsch und Will zu wenden; Und Ihr seht drein
Als solltet Ihr in den HËrsaal hinein, Als st¸nden grau leibhaftig vor Euch da Physik und Metaphysika!
Nur fort!
(Ab.)
Margarete mit einer Lampe.
Es ist so schw¸l, so dumpfig hie
(sie macht das Fenster auf)
Und ist doch eben so warm nicht drauï¬. Es wird mir so, ich weiï¬ nicht wie-
Ich wollt, die Mutter kâ°m nach Haus. Mir lâ°uft ein Schauer ¸bern ganzen Leib- Bin doch ein tËricht furchtsam Weib!
(sie fâ°ngt an zu singen, indem sie sich auszieht.)
Es war ein KËnig in Thule
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Einen goldnen Becher gab.
Es ging ihm nichts dar¸ber,
Er leert ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm ¸ber,
Sooft er trank daraus.
Und als er kam zu sterben,
Zâ°hlt er seine Stâ°dt im Reich,
GËnnt alles seinem Erben,
Den Becher nicht zugleich.
Er saï¬ beim KËnigsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Vâ°tersaale,
Dort auf dem Schloï¬ am Meer.
Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut
Und warf den heiligen Becher
Hinunter in die Flut.
Er sah ihn st¸rzen, trinken
Und sinken tief ins Meer,
Die Augen tâ°ten ihm sinken,
Trank nie einen Tropfen mehr.
(Sie erËffnet den Schrein, ihre Kleider einzurâ°umen, und erblickt das Schmuckkâ°stchen.)
Wie kommt das schËne Kâ°stchen hier herein? Ich schloï¬ doch ganz gewiï¬ den Schrein. Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein? Vielleicht bracht’s jemand als ein Pfand, Und meine Mutter lieh darauf.
Da hâ°ngt ein Schl¸sselchen am Band Ich denke wohl, ich mach es auf!
Was ist das? Gott im Himmel! Schau, So was hab ich mein Tage nicht gesehn!
Ein Schmuck! Mit dem kËnnt eine Edelfrau Am hËchsten Feiertage gehn.
Wie sollte mir die Kette stehn?
Wem mag die Herrlichkeit gehËren?
(Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.)
Wenn nur die Ohrring meine wâ°ren!
Man sieht doch gleich ganz anders drein. Was hilft euch SchËnheit, junges Blut?
Das ist wohl alles schËn und gut,
Allein man lâ°ï¬t’s auch alles sein; Man lobt euch halb mit Erbarmen.
Nach Golde drâ°ngt,
Am Golde hâ°ngt
Doch alles. Ach wir Armen!
Spaziergang
Faust in Gedanken auf und ab gehend. Zu ihm Mephistopheles.
MEPHISTOPHELES:
Bei aller verschmâ°hten Liebe! Beim hËllischen Elemente! Ich wollt, ich w¸ï¬te was Ærgers, daï¬ ich’s fluchen kËnnte!
FAUST:
Was hast? was kneipt dich denn so sehr? So kein Gesicht sah ich in meinem Leben!
MEPHISTOPHELES:
Ich mËcht mich gleich dem Teufel ¸bergeben, Wenn ich nur selbst kein Teufel wâ°r!
FAUST:
Hat sich dir was im Kopf verschoben? Dich kleidet’s wie ein Rasender zu toben!
MEPHISTOPHELES:
Denkt nur, den Schmuck, f¸r Gretchen angeschafft, Den hat ein Pfaff hinweggerafft!
Die Mutter kriegt das Ding zu schauen Gleich fâ°ngt’s ihr heimlich an zu grauen, Die Frau hat gar einen feinen Geruch,
Schnuffelt immer im Gebetbuch
Und riecht’s einem jeden MËbel an, Ob das Ding heilig ist oder profan;
Und an dem Schmuck da sp¸rt, sie’s klar,