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  • 1854-1856
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weniger in dem oeffentlichen als im Privatbauwesen bemerklich. Erst gegen den Schluss dieser Periode, namentlich mit der Catonischen Zensur (570 184) faengt man in jenem an, neben der gemeinen Notdurft auch die gemeine Bequemlichkeit ins Auge zu fassen, die aus den Wasserleitungen gespeisten Bassins (lacus) mit Stein auszulegen (570 184), Saeulengaenge aufzufuehren (575, 580 179, 174) und vor allem die attischen Gerichts- und Geschaeftshallen, die sogenannten Basiliken nach Rom zu uebertragen. Das erste dieser etwa unseren heutigen Basaren entsprechende Gebaeude, die porcische oder Silberschmiedhalle, wurde von Cato im Jahre 570 (184) neben dem Rathaus errichtet, woran dann rasch andere sich anschlossen, bis allmaehlich an den Langseiten des Marktes die Privatlaeden durch diese glaenzenden saeulengetragenen Hallen ersetzt waren. Tiefer aber griff in das taegliche Leben die Umwandlung des Hausbaues ein, welche spaetestens in diese Epoche gesetzt werden muss: es schieden sich allmaehlich Wohnsaal (atrium), Hof (cavum aedium), Garten und Gartenhallen (peristylium), der Raum zur Aufbewahrung der Papiere (tablinum), Kapelle, Kueche, Schlafzimmer; und in der inneren Einrichtung fing die Saeule an sowohl im Hofe wie im Wohnsaal zur Stuetzung der offenen Decke und auch fuer die Gartenhallen verwandt zu werden – wobei wohl ueberall griechische Muster kopiert oder doch benutzt wurden. Doch blieb das Baumaterial einfach; “unsere Vorfahren”, sagt Varro, “wohnten in Haeusern aus Backsteinen und legten nur, um die Feuchtigkeit abzuwehren, ein maessiges Quaderfundament”. Von roemischer Plastik begegnet kaum eine andere Spur als etwa die Wachsbossierung der Ahnenbilder. Etwas oefter ist von Malerei und Malern die Rede: Manius Valerius liess den Sieg ueber die Karthager und Hieron, den er im Jahre 491 (263) vor Messana erfochten, auf der Seitenwand des Rathauses abschildern – die ersten historischen Fresken in Rom, denn viele gleichartige folgten und die im Gebiet der bildenden Kunst das sind, was nicht viel spaeter das Nationalepos und das Nationalschauspiel im Gebiet der Poesie wurden. Es werden als Maler genannt, ein gewisser Theodotos, der, wie Naevius spottete, verschanzt, in Decken sitzend, drinnen im heiligen Raum die scherzenden Laren malte mit dem Ochsenschwanz. Marcus Pacuvius von Brundisium, welcher in dem Herkulestempel auf dem Rindermarkt malte – derselbe, der im hoeheren Alter als Bearbeiter griechischer Tragoedien sich einen Namen gemacht hat; der Kleinasiate Marcus Plautius Lyco, dem fuer seine schoenen Malereien im Junotempel zu Ardea diese Gemeinde ihr Buergerrecht verlieh ^42. Aber es tritt doch eben darin sehr deutlich hervor, dass die Kunstuebung in Rom nicht bloss ueberhaupt untergeordnet und mehr Handwerk als Kunst war, sondern dass sie auch, wahrscheinlich noch ausschliesslicher als die Poesie, den Griechen und Halbgriechen anheimfiel. —————————————————— ^42 Plautius gehoert in diese oder in den Anfang der folgenden Periode, da die Beischrift bei seinen Bildern (Plin. nat. 35, 10, 115) als hexametrisch nicht fueglich aelter sein kann als Ennius und die Schenkung des ardeatischen Buergerrechts notwendig vor dem Bundesgenossenkrieg stattgefunden haben muss, durch den Ardea seine Selbstaendigkeit verlor. ——————————————————- Dagegen zeigen sich in den vornehmen Kreisen die ersten Spuren des spaeteren dilettantischen und Sammlerinteresses. Man bewunderte schon die Pracht der korinthischen und athenischen Tempel und sah die altmodischen Tonbilder auf den roemischen Tempeldaechern mit Geringschaetzung an; selbst ein Mann wie Lucius Paullus, eher Catos Gesinnungsgenosse als Scipios, betrachtete und beurteilte den Zeus des Pheidias mit Kennerblick. Mit dem Wegfuehren der Kunstschaetze aus den eroberten griechischen Staedten machte in groesserem Massstab den ersten Anfang Marcus Marcellus nach der Einnahme von Syrakus (542 212); und obwohl dies bei den Maennern alter Zucht scharfen Tadel fand und zum Beispiel der alte strenge Quintus Maximus nach der Einnahme von Tarent (545 209) die Bildsaeulen der Tempel nicht anzuruehren, sondern den Tarentinern ihre erzuernten Goetter zu lassen gebot, so wurden doch dergleichen Tempelpluenderungen immer haeufiger. Namentlich durch Titus Flamininus (560 194) und Marcus Fulvius Nobilior (567 187), zwei Hauptvertreter des roemischen Hellenismus, sowie durch Lucius Paullus (587 167) fuellten sich die oeffentlichen Gebaeude Roms mit den Meisterwerken des griechischen Meissels. Auch hier ging den Roemern die Ahnung auf, dass das Kunstinteresse so gut wie das poetische einen wesentlichen Teil der hellenischen Bildung, das heisst der modernen Zivilisation ausmache; allein waehrend die Aneignung der griechischen Poesie ohne eine gewisse poetische Taetigkeit unmoeglich war, schien hier das blosse Beschauen und Herbeischaffen auszureichen, und darum ist eine eigene Literatur in Rom auf kuenstlichem Wege gestaltet, zur Entwicklung einer eigenen Kunst aber nicht einmal ein Versuch gemacht worden.