Friedrich Hebbel
Herodes und Mariamne
Eine TragËdie in f¸nf Akten
Personen:
KËnig Herodes
Mariamne, seine Gemahlin
Alexandra, ihre Mutter
Salome, Schwester des KËnigs
Soemus, Statthalter von Galilâ°a
Joseph, VizekËnig in Abwesenheit von Herodes Sameas, ein Pharisâ°er
Titus, ein rËmischer Hauptmann
Joab, ein Bote
Judas, ein j¸discher Hauptmann
Artaxerxes, ein Diener
Moses und Jehu desgleichen, sowie noch einige andere Diener Silo, ein B¸rger
Serubabel und sein Sohn Philo, Galilâ°er Ein rËmischer Bote
Aaron und f¸nf andere Richter
Drei KËnige aus dem Morgenlande,
von der christlichen Kirche spâ°ter die heiligen zubenannt
Ort: Jerusalem
Zeit: Um Christi Geburt
Erster Akt
Burg Zion. Groï¬er Audienzsaal.
Joab. Sameas. Serubabel und sein Sohn. Titus. Judas und viele andere. Herodes tritt ein.
Erste Szene
Joab (tritt dem KËnig entgegen).
Ich bin zur¸ck!
Herodes. Dich spreche ich nachher! Das Wichtigste zuerst!
Joab (zur¸cktretend, f¸r sich). Das Wichtigste! Ich dâ°chte doch, das wâ°re, zu erfahren, Ob unser Kopf noch fest sitzt oder nicht.
Herodes (winkt Judas).
Wie steht es mit dem Feuer?
Judas.
Mit dem Feuer?
So weiï¬t du schon, was ich zu melden kam?
Herodes.
Um Mitternacht brach’s aus. Ich war der erste, Der es bemerkte und die Wache rief.
Irr ich mich nicht, so weckte ich dich selbst!
Judas.
Es ist gelËscht! (F¸r sich.) So ist es also wahr, Daï¬ er verkleidet durch die Gassen schleicht, Wenn andre schlafen! H¸ten wir die Zunge, Sie kËnnte seinem Ohr einmal begegnen.
Herodes.
Ich sah, als alles schon in Flammen stand, Ein junges Weib durchs Fenster eines Hauses, Das ganz betâ°ubt schien. Ward dies Weib gerettet?
Judas.
Sie wollte nicht!
Herodes. Sie wollte nicht?
Judas.
Beim Himmel
Sie wehrte sich, als man sie mit Gewalt Hinwegzubringen suchte, schlug mit Hâ°nden Und F¸ï¬en um sich, klammerte am Bett, Auf dem sie saï¬, sich fest und schrie, sie habe Mit eigner Hand sich eben tËten wollen, Nun komme ihr ein Tod von ungefâ°hr!
Herodes.
Sie wird verr¸ckt gewesen sein!
Judas.
Wohl mËglich,
Daï¬ sie’s in ihrem Schmerz geworden ist! Ihr Mann war augenblicks zuvor gestorben, Der Leichnam lag noch warm in seinem Bett.
Herodes (f¸r sich).
Das will ich Mariamnen doch erzâ°hlen Und ihr dabei ins Auge schaun! (Laut.) Dies Weib Hat wohl kein Kind gehabt! Wâ°r’ es der Fall, So sorg ich f¸r das Kind! Sie selber aber Soll reich und F¸rsten gleich bestattet werden, Sie war vielleicht der Frauen KËnigin!
Sameas (tritt zu Herodes).
Bestattet werden? Geht doch wohl nicht an! Zum wenigsten nicht in Jerusalem!
Es steht geschrieben–
Herodes.
Kenne ich dich nicht?
Sameas.
Du hast mich einmal kennenlernen kËnnen; Ich war die Zunge des Synedriums,
Als es vor dir verstummte!
Herodes.
Sameas,
Ich hoffe doch, du kennst mich auch! Du hast Den J¸ngling hart verfolgt, du hâ°ttest gern Mit seinem Kopf dem Henker ein Geschenk
Gemacht; der Mann und KËnig hat vergessen, Was du getan: Du trâ°gst den deinen noch!
Sameas.
Wenn ich ihn darum, weil du mir ihn lieï¬est, Nicht brauchen soll, so nimm ihn hin; das wâ°re Ja schlimmer, als ihn eingeb¸ï¬t zu haben.
Herodes.
Weswegen kamst du? Niemals sah ich dich Bis jetzt in diesen Mauern.
Sameas.
Deshalb eben
Siehst du mich heut! Du hast vielleicht geglaubt, Daï¬ ich dich f¸rchtete! Ich f¸rcht dich nicht! Auch jetzt nicht, wo dich mancher f¸rchten lernte, Der dich bisher, ich meine, bis zum Tode Des Aristobolus, nicht f¸rchtete!
Und nun sich die Gelegenheit mir beut, Dir zu beweisen, daï¬ ich dankbar bin,
Nehm ich sie wahr und warne dich mit Ernst Vor einer Handlung, die der Herr verdammt. Die Knochen dieses Weibes sind verflucht, Sie hat die Rettung heidnisch abgewehrt, Das ist, als hâ°tte sie sich selbst getËtet, Und da–
Herodes.
Ein andermal! (Zu Serubabel.) Aus Galilâ°a! Und Serubabel, der mich–Sei gegr¸ï¬t! Du selbst bist schuld, daï¬ ich dich jetzt erst sah!
Serubabel.
Viel Ehre, KËnig, daï¬ du mich noch kennst! (Deutet auf seinen Mund.)
Nun freilich, diese beiden groï¬en Zâ°hne, Die mich zum Vetter eines Ebers machen–
Herodes.
Mein eigenes Gesicht vergeï¬ ich eher, Als das des Mannes, der mir treu gedient! Du warst, als ich bei euch die Râ°uber jagte, Mein bester Sp¸rhund. Was bringst du mir jetzt?
Serubabel (winkt seinem Sohn).
Nicht eben viel! Den Philo, meinen Sohn! Du brauchst Soldaten, ich, ich brauche keine, Und dieser ist ein RËmer, aus Versehn
Durch ein ebrâ°isch Weib zur Welt gebracht!
Herodes.
Aus Galilâ°a kommt mir nichts, als Gutes! Ich lasse dich noch rufen.
(Serubabel tritt mit seinem Sohn zur¸ck.)
Titus (tritt vor).
Ein Betrug,
Den ich entdeckte, zwingt mich–
Herodes.
Deck ihn auf!
Titus.
Die Stummen reden!
Herodes.
Deutlich!
Titus.
Dein Trabant,
Der dir mit einem meiner Zenturionen Die letzte Nacht das Schlafgemach bewachte,–
Herodes (f¸r sich).
Den Alexandra, meine Schwiegermutter, In meinen Dienst gebracht–
Titus.
Er ist nicht stumm,
Wie alle Welt von ihm zu glauben scheint; Er hat im Traum gesprochen, hat geflucht!
Herodes.
Im Traum?
Titus.
Er war im Stehen eingeschlafen, Mein Zenturione weckte ihn nicht auf;
Er glaubte die Verpflichtung nicht zu haben, Weil er nicht mit in der Kohorte dient,
Doch sah er scharf auf ihn, um, wenn er fiele, Ihn aufzufangen, daï¬ er dich nicht stËre, Denn fr¸h noch war es, und du lagst im Schlaf. Wie er das tut, fâ°ngt dieser Stumme plËtzlich Zu murmeln an, spricht deinen Namen aus
Und f¸gt den f¸rchterlichsten Fluch hinzu!
Herodes.
Der Zenturione hat sich nicht getâ°uscht?
Titus.
Dann m¸ï¬t’ er selber eingeschlafen sein Und wâ°r’ ein schlimmres Zeichen f¸r die Zukunft Der ew’gen Stadt, als jener Blitz, der j¸ngst Die WËlfin auf dem Capitol versehrt!
Herodes.
Ich danke dir! Und nun–
(Er verabschiedet alle bis auf Joab.)
Ja, ja, so steht’s!
Verrat im eignen Hause, offner Trotz Im Pharisâ°erpËbel, um so kecker,
Als ich ihn gar nicht strafen kann, wenn ich Nicht aus den Narren Mâ°rt’rer machen will; Bei jenen Galilâ°ern etwas Liebe,
Nein, eigenn¸tzige Anhâ°nglichkeit, Weil ich der Popanz bin mit blankem Schwert, Der aus der Ferne ihr Gesindel schreckt; Und–dieser Mensch bringt sicher schlechte Botschaft, Er war zu eilig, mir sie zu verk¸nden.
Denn der sogar, obgleich mein eigner Knecht, Tut gern, was mich, verdrieï¬t, wenn er nur weiï¬, Daï¬ ich mich stellen muï¬, als merkt’ ich’s nicht! (Zu Joab.)
Wie steht’s in Alexandrien?
Joab.
Ich sprach Antonius!
Herodes.
Ein wunderlicher Anfang!
Du sprachst Antonius? Ich bin’s gewohnt, Daï¬ meine Boten vorgelassen werden;
Du bist der erste, der es nËtig findet, Mir zu versichern, daï¬ ihm das gelang.
Joab.
Es ward mir schwer gemacht! Man wies mich ab, Hartnâ°ckig ab!
Herodes (f¸r sich). So steht er mit Octav Noch besser, als ich dachte! (Laut.) Das beweist, Daï¬ du die rechte Stunde nicht gewâ°hlt!
Joab.
Ich wâ°hlte jede von den vierundzwanzig, Woraus der Tag besteht; wie man auch trieb, Ich wich nicht von der Stelle, nicht einmal, Als die Soldaten mir den Imbiï¬ boten,
Und, da ich ihn verschmâ°hte, spotteten: Er iï¬t nur, was die Katze vorgekostet
Und was der Hund zerlegt hat mit dem Maul! Am Ende gl¸ckte mir–
Herodes.
Was einem Kl¸gern
Sogleich gegl¸ckt wâ°r’–
Joab.
Bei ihm vorzukommen!
Doch war’s schon Nacht, und anfangs muï¬t’ ich glauben, Er hâ°tt’ mich rufen lassen, um den Spaï¬ Der hËhnenden Soldaten fortzusetzen;
Denn, wie ich eintrat, fand ich einen Kreis Von Trinkern vor, die sich auf Polstern streckten, Er aber f¸llte selbst mir einen Becher
Und rief mir zu: Den leere auf mein Wohl! Und als ich des mich hËflich weigerte,
Da sprach er: Wenn ich den da tËten wollte, So brauchte ich ihn nur acht Tage lang
An meinen Tisch zu ziehn und den Tribut, Den Erd’ und Meer mir zollen, draufzustellen, Er w¸rde m¸ï¬ig sitzen und verhungern Und noch im Sterben schwËren, er sei satt.
Herodes.
Ja, ja, sie kennen uns! Das muï¬ sich â°ndern! Was Moses bloï¬ gebot, um vor dem R¸ckfall In seinen Kâ°lberdienst dies Volk zu sch¸tzen, Wenn er kein Narr war, das befolgt dies Volk, Als hâ°tt’ es einen Zweck an sich, und gleicht Dem Kranken, der nach der Genesung noch
Das Mittel, das ihn heilte, fort gebraucht, Als wâ°ren Arzenei und Nahrung eins!
Das soll–Fahr fort!
Joab.
Doch ¸berzeugte ich
Mich bald, daï¬ ich mich irrte, denn er tat Beim Trinken alle Staatsgeschâ°fte ab,
Ernannte Magistrate, ordnete
Dem Zeus das Opfer an, vernahm Auguren Und sprach die Boten, wie sie eben kamen, Nicht mich allein. Es sah besonders aus. Ein Sklav’ stand hinter ihm, das Ohr gespitzt, Die Tafel und den Griffel in der Hand,
Und zeichnete mit lâ°cherlichem Ernst Das auf, was ihm in trunknem Mut entfiel. Die Tafel liest er dann, wie ich vernahm, Am nâ°chsten Morgen durch im Katzenjammer Und hâ°lt so treu an ihren Inhalt sich, Daï¬ er, dies soll er j¸ngst geschworen haben, Sich selbst mit eigner Faust erdrosseln w¸rde, Wenn er die Welt, die ihm gehËrt, am Abend Im Rausch verschenkt und sich dabei des Rechts Auf einen Platz darin begeben hâ°tte.
Ob er dann auch im Zickzack geht, wie nachts, Wenn er sein Lager sucht, ich weiï¬ es nicht, Doch dâ°ucht mir eins dem andern vËllig gleich.
Herodes.
Du siegst, Octavian! Es fragt sich bloï¬, Ob fr¸her oder spâ°ter. Nun?
Joab.
Als endlich
An mich die Reihe kam, und ich den Brief Ihm ¸berreichte, den ich f¸r ihn hatte, Da warf er ihn, anstatt ihn zu erËffnen, Verâ°chtlich seinem Schreiber hin und lieï¬ Ein Bild durch seinen Mundschenk bringen; dieses Sollt’ ich betrachten und ihm sagen,
Ob ich es â°hnlich fâ°nde oder nicht.
Herodes.
Das war das Bild–
Joab (hâ°misch).
Des Aristobolus,
Des Hohenpriesters, der so rasch ertrank. Es war ihm lâ°ngst durch deine Schwiegermutter, Durch Alexandra, die mit ihm verkehrt,
Schon zugeschickt, doch er verschlang’s mit Gier, Als hâ°tte er es niemals noch erblickt. Ich stand verwirrt und schweigend da. Er sprach, Als er dies sah: Die Lampen brennen wohl Zu d¸ster hier! und griff nach deinem Brief, Steckt’ ihn in Brand und lieï¬ ihn vor dem Bild Langsam verflackern, wie ein weiï¬es Blatt.
Herodes.
K¸hn! Selbst f¸r ihn! Doch–es geschah im Rausch!
Joab.
Ich rief: Was machst du da? Du hast ihn ja Noch nicht gelesen! Er erwiderte:
Ich will Herodes sprechen! Das bedeutet’s! Er ist bei mir verklagt auf Tod und Leben! Nun sollt’ ich sagen, wie der Hohepriester Gestorben sei. Und als ich ihm erzâ°hlte, Beim Baden hab’ der Schwindel ihn gepackt, Da fuhr er drein: Gepackt! Ja, ja, das ist Das rechte Wort; der Schwindel hatte Fâ°uste! Und ich vernahm–verzeihst du’s, wenn ich’s melde? Daï¬ man in Rom nicht glaubt, der J¸ngling sei Ertrunken, sondern daï¬ man dich bezichtigt, Du habest ihn durch deine Kâ°mmerer
Ersticken lassen in dem tiefen Fluï¬.
Herodes.
Dank, Alexandra, Dank!
Joab.
Jetzt winkt’ er mir
Zu gehen, und ich ging. Doch rief er mich Noch einmal um und sprach: Du bist die Antwort Auf meine erste Frage mir noch schuldig, Drum wiederhol ich sie. Gleicht dieses Bild Dem Toten? Und als ich gezwungen nickte: Gleicht Mariamne denn auch ihrem Bruder? Gleicht sie dem J¸ngling, der so schmâ°hlich starb? Ist sie so schËn, daï¬ jedes Weib sie haï¬t?
Herodes.
Und du?
Joab.
Erst hËre, was die andern sagten, Die sich erhoben hatten und das Bild
Mit mir umstanden. Lachend riefen sie, Zweideut’ge Mienen mit Antonius wechselnd: Sprich ja! wenn dich der Tote je beschenkte, Dann siehst du ihn auf jeden Fall gerâ°cht! Ich aber sprach: ich w¸ï¬te nichts davon, Denn niemals anders, als verschleiert, hâ°tt’ ich Die KËnigin gesehn, und das ist wahr!
Herodes (f¸r sich).
Ha, Mariamne! Aber–dazu lach ich;
Denn davor werd’ ich mich zu sch¸tzen wissen, So oder so, es komme, wie es will!–
(Zu Joab.) Und welchen Auftrag gab er dir f¸r mich?
Joab.
Gar keinen! Wenn ich einen Auftrag hâ°tte, So hâ°tt’ ich dir dies alles nicht erzâ°hlt! Nun schien’s mir nËtig!
Herodes.
Wohl’–Du gehst sogleich Zur¸ck nach Alexandrien mit mir
Und darfst die KËnigsburg nicht mehr verlassen!
Joab.
Ich werd auch in der Burg mit keinem reden!
Herodes.
Ich glaub’s! Wer stirbt den Tod am Kreuz auch gern, Besonders, wenn die Feige eben reift!
Mein Stummer wird erw¸rgt und sollt’ er fragen Warum, so sagt man: Weil du fragen kannst! (F¸r sich.) Nun weiï¬ ich’s denn, durch wen die alte Schlange So oft erfuhr, was ich–Ein bËses Weib! (Zu Joab.) Besorge das! Ich muï¬ den Kopf noch sehn, Ich will ihn meiner Schwiegermutter schicken! (F¸r sich.) Sie braucht ein Warnungszeichen, wie es scheint.
Joab.
Sogleich!
Herodes.
Noch eins! Der junge Galilâ°er Tritt f¸r ihn ein, der Sohn des Serubabel. Den will ich auch noch sprechen, eh’ wir ziehn!
(Joab ab.)
Zweite Szene
Herodes (allein).
Nun gilt’s! Noch einmal! hâ°tt’ ich bald gesagt, Allein ich seh kein Ende ab. Ich gleiche Dem Mann der Fabel, den der LËwe vorn,
Der Tiger hinten packte, dem die Geier Mit Schnâ°beln und mit Klau’n von oben drohten, Und der auf einem Schlangenklumpen stand. Gleichviel! Ich wehre mich, so gut ich kann, Und gegen jeden Feind mit seiner Waffe,
Das sei von jetzt mir Regel und Gesetz. Wie lang es dauern wird, mich soll’s nicht k¸mmern, Wenn ich nur bis ans Ende mich behaupte
Und nichts verliere, was ich mein genannt, Dies Ende komme nun, sobald es will!
Dritte Szene
Ein Diener (tritt ein).
Die KËnigin!
(Mariamne folgt ihm auf dem Fuï¬.)
Herodes (geht ihr entgegen) Du kommst mir nur zuvor! Ich wollte–
Mariamne.
Doch nicht in Person den Dank F¸r deine wunderbaren Perlen holen?
Ich wies dich zweimal ab, es noch einmal Versuchen, ob ich meinen Sinn gewendet,
Das wâ°r’ f¸r einen Mann zuviel gewesen Und ganz gewiï¬ zuviel f¸r einen KËnig. O nein, ich kenne meine Pflicht, und da du Seit meines muntren Bruders jâ°hem Tod
Mich jeden Tag so reich beschenkst, als w¸rbest Du neu um mich, so komme ich auch endlich Und zeige dir, daï¬ ich erkenntlich bin!
Herodes.
Ich sehe es!
Mariamne.
Zwar weiï¬ ich nicht, wie du Es mit mir meinst. Du schickst f¸r mich den Taucher Hinunter in das dunkle Meer, und wenn
Sich keiner findet, der um blanken Lohn Des Leviathans Ruhe stËren will,
So tust du deine Kerker auf und gibst Dem Râ°uber den verwirkten Kopf zur¸ck, Damit er dir die Perlen fischt f¸r mich.
Herodes.
Und scheint dir das verkehrt? Ich lieï¬ wohl auch Den MËrder schon vom Kreuz herunternehmen, Als es ein Kind aus einer Feuersbrunst
Zu retten galt, und sagte ihm: Wenn du’s Der Mutter wiederbringst, so gilt mir das, Als hâ°ttest du dem Tod die Schuld bezahlt. Er st¸rzte auch hinein–
Mariamne.
Und kam er wieder
Heraus?
Herodes.
Es war zu spâ°t! Sonst hâ°tt’ ich ihm Mein Wort gehalten und ihn als Soldat
Nach Rom geschickt, wo Tiger nËtig sind. Man soll mit allem wuchern, denke ich,
Warum nicht mit verfallnem Menschenleben? Es kommen Fâ°lle, wo man’s brauchen kann!
Mariamne (f¸r sich).
Oh, daï¬ er nicht die blut’gen Hâ°nde hâ°tte! Ich sag ihm nichts! Denn, was er auch getan, Spricht er davon, so scheint es wohl getan, Und schrecklich wâ°r’ es doch, wenn er mich zwâ°nge, Den Brudermord zu finden, wie das andre, Notwendig, unvermeidlich, wohl getan!
Herodes.
Du schweigst?
Mariamne.
So soll ich reden? Wohl von Perlen! Wir sprachen ja bis jetzt von Perlen nur, Von Perlen, die so rein sind und so weiï¬, Daï¬ sie sogar in blut’gen Hâ°nden nicht Den klaren Glanz verlieren! Nun, du hâ°ufst Sie sehr bei mir!
Herodes.
Verdrieï¬t es dich?
Mariamne.
Mich nicht!
Du kannst mir dadurch nimmer eine Schuld Bezahlen wollen, und mir dâ°ucht, ich habe Als Weib und KËnigin ein volles Recht
Auf Perlen und Kleinodien. Ich darf Vom Edelstein, wie Cleopatra, sagen:
Er ist mein Diener, dem ich es verzeihe, Daï¬ er den Stern so schlecht bei mir vertritt, Weil er daf¸r die Blume ¸bertrifft!
Doch hast du eine Schwester, Salome–
Herodes.
Und diese–
Mariamne.
Nun, wenn sie mich morden soll, So fahr nur fort, das Meer f¸r mich zu pl¸ndern, Sonst–gib dem Taucher endlich Ruh! Ich stehe Schon hoch genug in ihrer Schuld! Du siehst Mich zweifelnd an? Doch! Doch! Als ich vor’m Jahr Im Sterben lag, da hat sie mich gek¸ï¬t. Es war das erste und das einz’ge Mal,
Ich dachte gleich: Das ist dein Lohn daf¸r, Daï¬ du von hinnen gehst! So war es auch, Ich aber tâ°uschte sie, denn ich genas. Nun hab ich ihren Kuï¬ umsonst, und das Vergaï¬ sie nicht. Ich f¸rchte sehr, sie kËnnte Sich dran erinnern, wenn ich sie besuchte, Die Wunderperlen um den Hals, durch die
Du mir zuletzt gezeigt, wie du mich liebst!
Herodes. (f¸r sich).
Es fehlt nur noch, daï¬ meine linke Hand Sich gegen meine rechte kehrt!
Mariamne.
Ich w¸rde
Zum wenigsten den Willkommstrunk verschmâ°hn! Und bËte sie mir statt gew¸rzten Weins Auch im Kristall unschuld’ges Wasser dar, Ich lieï¬e selbst dies Wasser unber¸hrt! Zwar w¸rde das nichts heiï¬en! Nein! Es wâ°re Auch so nat¸rlich; denn das Wasser ist
Mir jetzt nicht mehr, was es mir sonst gewesen ist: Ein mildes Element, das Blumen trâ°nkt
Und mich und alle Welt erquickt, es flËï¬t Mir Schauder ein und f¸llt mich mit Entsetzen, Seit es den Bruder mir verschlungen hat, Ich denke stets: im Tropfen wohnt das Leben, Doch in der Welle wohnt der bittre Tod!
Dir muï¬ es noch ganz anders sein!
Herodes.
Warum?
Mariamne.
Weil du durch einen Fluï¬ verleumdet wirst, Der seine eigne, grausam-t¸ck’sche Tat
Dir aufzub¸rden wagt! Doch f¸rcht ihn nicht, Ich widersprech ihm!
Herodes.
In der Tat?
Mariamne.
Ich kann’s!
Die Schwester lieben und den Bruder tËten, Wie wâ°r’ das zu vereinen?
Herodes.
Doch vielleicht!
Wenn solch ein Bruder selbst aufs TËten sinnt, Und man nur dadurch, daï¬ man ihm begegnet, Ja ihm zuvorkommt, sich erhalten kann!
Wir sprechen hier vom MËglichen! Und weiter! Wenn er, an sich zwar arglos, sich zur Waffe In Feindeshâ°nden machen lâ°ï¬t, zur Waffe, Die tËdlich treffen muï¬, wenn man sie nicht Zerbricht, bevor sie noch geschwungen wird. Wir sprechen hier vom MËglichen! Und endlich! Wenn diese Waffe nicht ein Einzelhaupt,
Nein, wenn sie eines Volkes Haupt bedroht! Und eins, das diesem Volk so nËtig ist, Wie irgendeinem Rumpf das seinige.
Wir sprechen hier vom MËglichen, doch denk ich, In allen diesen Fâ°llen wird die Schwester, Als Weib aus schuld’ger Liebe zum Gemahl, Als Tochter ihres Volks aus heil’ger Pflicht, Als KËnigin aus beiden sagen m¸ssen:
Es ist geschehn, was ich nicht schelten darf! (Er faï¬t Mariamnens Hand.)
Wenn eine Ruth mich auch nicht fassen mag, Wie hâ°tte sie’s gelernt beim â°hrenlesen, Die Makkabâ°erin wird mich verstehn!
Du konntest mich in Jericho nicht k¸ssen, Du wirst es kËnnen in Jerusalem!
(Er k¸ï¬t sie.)
Und wenn der Kuï¬ dich doch gereuen sollte, So hËre, was dich mir versËhnen wird:
Ich habe ihn zum Abschied mir genommen, Und dieser Abschied kann f¸r ewig sein!
Mariamne.
F¸r ewig?
Herodes.
Ja! Antonius lâ°ï¬t mich rufen, Doch, ob auch wiederkehren, weiï¬ ich nicht!
Mariamne.
Du weiï¬t es nicht?
Herodes.
Weil ich nicht weiï¬, wie hart
Mich meine–deine Mutter bei ihm verklagte!
(Mariamne will reden.)
Herodes.
Gleichviel! Ich werd’s erfahren. Eins nur muï¬ ich Aus deinem Munde wissen, wissen muï¬ ich, Ob ich und wie ich mich verteid’gen soll.
Mariamne.
Ob du–
Herodes.
O Mariamne, frage nicht!
Du kennst den Zauber, der mich an dich kn¸pft, Du weiï¬t, daï¬ jeder Tag ihn noch verstâ°rkte, Du muï¬t es ja empfinden, daï¬ ich jetzt Nicht f¸r mich kâ°mpfen kann, wenn du mir nicht Versicherst, daï¬ dein Herz noch f¸r mich schlâ°gt! Oh, sag mir, wie, ob feurig oder kalt,
Dann werde ich dir sagen, ob Antonius Mich Bruder nennen, oder ob er mich
Zum Hungertod im unterird’schen Kerker, In dem Jugurtha starb, verdammen wird!
Du schweigst; Oh, schweige nicht! Ich f¸hl es wohl, Daï¬ dies Bekenntnis keinem KËnig ziemt; Er sollte nicht dem allgemeinen Los
Der Menschheit unterworfen, sollte nicht Im Innern an ein Wesen auï¬er sich,
Er sollte nur an Gott gebunden sein! Ich bin es nicht! Als du vor einem Jahr
Im Sterben lagst, da ging ich damit um, Mich selbst zu tËten, daï¬ ich deinen Tod Nur nicht erlebte, und–dies weiï¬t du nun, Ein and’res wisse auch! Wenn ich einmal, Ich selbst, im Sterben lâ°ge, kËnnt’ ich tun, Was du von Salome erwartest, kËnnte
Ein Gift dir mischen und im Wein dir reichen, Damit ich dein im Tod noch sicher sei!
Mariamne.
Wenn du das tâ°test, w¸rdest du genesen!
Herodes.
O nein! o nein! Ich teilte ja mit dir! Du aber sprich–ein ¸bermaï¬ von Liebe, Wie dieses wâ°re, kËnntest du’s verzeihn?
Mariamne.
Wenn ich nach einem solchen Trunk auch nur Zu einem letzten Wort noch Odem hâ°tte, So flucht’ ich dir mit diesem letzten Wort! (F¸r sich.) Ja, um so eher tâ°t’ ich das, je sichrer Ich selbst, wenn dich der Tod von hinnen riefe, In meinem Schmerz zum Dolche greifen kËnnte: Das kann man tun, erleiden kann man’s nicht!
Herodes.
Im Feuer dieser Nacht hat sich ein Weib Mit ihrem toten Mann verbrannt; man wollte Sie retten, doch sie strâ°ubte sich. Dies Weib Verachtest du, nicht wahr?
Mariamne.
Wer sagt dir das?
Sie lieï¬ ja nicht zum Opfertier sich machen, Sie hat sich selbst geopfert, das beweist, Daï¬ ihr der Tote mehr war, als die Welt!
Herodes.
Und du? Und ich?
Mariamne.
Wenn du dir sagen darfst,
Daï¬ du die Welt mir aufgewogen hast, Was sollte mich wohl in der Welt noch halten?
Herodes.
Die Welt! Die Welt hat manchen KËnig noch, Und keiner ist darunter, der mit dir
Den Thron nicht teilte, der nicht deinetwegen Die Braut verlieï¬e und das Weib verstieï¬e, Und wâ°r’s am Morgen nach der Hochzeitsnacht!
Mariamne.
Ist Cleopatra tot, daï¬ du so sprichst?
Herodes.
Du bist so schËn, daï¬ jeder, der dich sieht, An die Unsterblichkeit fast glauben muï¬, Mit welcher sich die Pharisâ°er schmeicheln, Weil keiner faï¬t, daï¬ je in ihm dein Bild ErlËschen kann; so schËn, daï¬ ich mich nicht Verwundern w¸rde, wenn die Berge plËtzlich Ein edleres Metall, als Gold und Silber, Mir lieferten, um dich damit zu schm¸cken, Das sie zur¸ckgehalten, bis du kamst;
So schËn, daﬖHa! Und wissen, daï¬ du stirbst, Sobald ein andrer starb, aus Liebe stirbst, Um dem, der dir voranging, nachzueilen,
Und dich in einer Sphâ°re, wo man ist Und nicht mehr ist, ich stell mir das so vor, Als letzter Hauch zum letzten Hauch zu mischen– Das wâ°r’ freiwill’gen Todes wert, das hieï¬e Jenseits des Grabes, wo das Grauen wohnt, Noch ein Entz¸cken finden: Mariamne,
Darf ich dies hoffen, oder muï¬ ich f¸rchten, Daï¬ du–Antonius hat nach dir gefragt!
Mariamne.
Man stellt auf Taten keinen Schuldschein aus, Viel weniger auf Schmerzen und auf Opfer, Wie die Verzweiflung zwar, ich f¸hl’s, sie bringen, Doch nie die Liebe sie verlangen kann!
Herodes.
Leb wohl!
Mariamne.
Leb wohl! Ich weiï¬, du kehrst zur¸ck Dich tËtet (sie zeigt gen Himmel) der allein!
Herodes.
So klein die Angst?
Mariamne.
So groï¬ die Zuversicht!
Herodes.
Die Liebe zittert!
Sie zittert selbst in einer Heldenbrust!
Mariamne.
Die meine zittert nicht!
Herodes.
Du zitterst nicht!
Mariamne.
Nun fang ich an! Kannst du nicht mehr vertrauen, Seit du den Bruder mir–Dann wehe mir
Und wehe dir!
Herodes.
Du hâ°ltst das Wort zur¸ck, Das schlichte Wort, wo ich auf einen Schwur Von dir gehofft: worauf noch soll ich baun?
Mariamne.
Und leistete ich den, was b¸rgte dir, Daï¬ ich ihn hielte? Immer nur ich selbst, Mein Wesen, wie du’s kennst. Drum denke ich, Du fâ°ngst, da du mit Hoffnung und Vertraun Doch enden muï¬t, sogleich mit beiden an! Geh! Geh! Ich kann nicht anders! Heut noch nicht! (Ab.)
Vierte Szene
Herodes.
Heut nicht! Doch morgen, oder ¸bermorgen!– Sie will mir nach dem Tode Gutes tun!
Spricht so ein Weib? Zwar weiï¬ ich’s, daï¬ sie oft, Wenn ich sie schËn genannt, ihr Angesicht Verzog, bis sie es nicht mehr war. Auch weiï¬ ich’s, Daï¬ sie nicht weinen kann, daï¬ Krâ°mpfe ihr, Was andern Trâ°neng¸sse sind! Auch weiï¬ ich’s, Daï¬ sie mit ihrem Bruder kurz vorher,
Eh’ er im Bad den Tod fand, sich entzweit Und dann die UnversËhnliche gespielt,
Ja, obendrein, als er schon Leiche war’ Noch ein Geschenk von ihm erhalten hat,
Das er beim Gang ins Bad f¸r sie gekauft. Und doch! Spricht so ein Weib in dem Moment, Wo sie den, den sie liebt, und wenigstens Doch lieben soll–Sie kehrt nicht wieder um, Wie einst, als ich–Sie lieï¬ kein Tuch zur¸ck, Das ihr als Vorwand–Nein, sie kann es tragen, Daï¬ ich mit diesem Eindruck–Wohl, es sei! Nach Alexandria–ins Grab–Gleichviel!
Doch eins zuvor! Eins! Erd’ und Himmel, hËrt’s! Mir schwurst du nichts, dir will ich etwas schwËren: Ich stell dich unters Schwert. Antonius, Wenn er mich deinetwegen fallen lâ°ï¬t, Und deiner Mutter wegen tut er’s nicht!
Soll sich betr¸gen, sei’s auch zweifelhaft, Ob mir das Kleid, das mich im Sterben deckt, Mit in die Grube folgt, weil mir ein Dieb Es ja noch stehlen kann, du sollst mir folgen! Das steht nun fest! Wenn ich nicht wiederkehre, So stirbst du! Den Befehl laï¬ ich zur¸ck! Befehl! Da stËï¬t ein bËser Punkt mir auf: Was sichert mich, daï¬ man mir noch gehorcht, Wenn man mich nicht mehr f¸rchtet? Oh, es wird Sich einer finden, denk ich, der vor ihr Zu zittern hat!
F¸nfte Szene
Ein Diener.
Dein Schwâ°her!
Herodes.
Ist willkommen!
Das ist mein Mann! Dem reiche ich mein Schwert Und hetz ihn dann durch Feigheit in den Mut So tief hinein, bis er es braucht, wie ich!
Joseph (tritt ein).
Ich hËre, daï¬ du gleich nach Alexandrien Zu gehen denkst, und wollte Abschied nehmen!
Herodes.
Abschied! Vielleicht auf Nimmerwiedersehn!
Joseph.
Auf Nimmerwiedersehn?
Herodes.
Es kËnnte sein!
Joseph.
Ich sah dich nie, wie jetzt!
Herodes.
Das sei dir B¸rge,
Daï¬ es noch nie so mit mir stand, wie jetzt!
Joseph.
Wenn du den Mut verlierst–
Herodes.
Das werd’ ich nicht,
Denn, was auch kommt, ich trag es, doch die Hoffnung Verlâ°ï¬t mich, daï¬ was Gutes kommen kann.
Joseph.
So wollte ich, ich wâ°re blind gewesen Und hâ°tte Alexandras Heimlichkeiten
Nie aufgesp¸rt!
Herodes.
Das glaube ich dir gern!
Joseph.
Denn hâ°tte ich das Bildnis nicht entdeckt, Das sie vom Aristobolus geheim
F¸r den Antonius malen lieï¬, und hâ°tt’ ich Ihr Botensenden an Cleopatra
Nicht ausgespâ°ht, und noch zuletzt den Sarg, Der sie und ihren Sohn verbarg, im Hafen Nicht angehalten und die Flucht verhindert, Die schon begonnen war–
Herodes.
Dann hâ°tte sie
Dir nichts zu danken, und mit Ruhe kËnntest Du ihre Tochter auf dem Throne sehn,
Den sie, die k¸hne Makkabâ°erin,
Gewiï¬ besteigt, wenn ich nicht wiederkehre, Und wenn vor ihr kein andrer ihn besetzt.
Joseph.
So mein ich’s nicht. Ich meine, manches wâ°r’ Dann unterblieben!
Herodes.
Manches! Allerdings!
Doch manches andre wâ°r’ daf¸r gekommen. Das gilt nun gleich.–Du zâ°hltest vieles auf, Eins hast du noch vergessen!
Joseph.
Und das wâ°re?
Herodes.
Du warst doch mit im Bade, als–
Joseph.
Ich war’s!
Herodes.
Du rangst doch auch mit ihm?
Joseph.
Im Anfang. Ja.
Herodes.
Nun denn!
Joseph.
In meinen Armen hat der Schwindel Ihn nicht erfaï¬t und wâ°re es geschehn, So hâ°tt’ ich ihn gerettet, oder er
Mich mit hinabgezogen in den Grund.
Herodes.
Ich zweifle nicht daran. Doch wirst du wissen, Daï¬ keiner, der dabei war, anders spricht, Und da der bËse Zufall will, daï¬ du
Ihn nicht bloï¬ hinbegleitet, sondern auch Mit ihm gerungen hast–
Joseph.
Was hâ°ltst du ein?
Herodes.
Mein Joseph, du und ich, wir alle beide Sind hart verklagt!
Joseph.
Ich auch?
Herodes.
Mein Schwâ°her freilich
Nicht bloï¬, auch mein vertrauter Freund bist du!
Joseph.
Des schmeichl’ ich mir!
Herodes.
Oh, wâ°rst du’s nie gewesen, Hâ°tt’ ich, wie Saul, den Spieï¬ nach dir geworfen, KËnntst du durch Todeswunden das beweisen, Dir wâ°re besser, die Verleumdung hâ°tte Kein glâ°ubig Ohr gefunden, und du w¸rdest F¸r eine Bluttat, die du nicht begingst, Auch nicht enthauptet werden!
Joseph.
Ich? Enthauptet?
Herodes.
Das ist dein Los, wenn ich nicht wiederkehre Und Mariamne–
Joseph.
Aber ich bin schuldlos!
Herodes.
Was hilft es dir? Der Schein ist gegen dich! Und sind denn nicht, gesetzt, daï¬ man dir glaubte, Die vielen, vielen Dienste, die du mir
Erwiesen hast, in Alexandras Augen
So viel Verbrechen gegen sie? Wird sie Nicht denken: Hâ°tte der mich fliehen lassen, So lebte noch, der jetzt im Grabe liegt?
Joseph.
Wahr! Wahr!
Herodes.
Kann sie denn nicht mit einer Art Von Recht dein Leben f¸r ein andres fodern, Das sie durch deine Schuld verloren glaubt, Und wird sie’s nicht durch ihre Tochter tun?
Joseph.
O Salome! Das kommt von jenem Gang
Zum Maler! Jahr f¸r Jahr will sie von mir Ein neues Bild!
Herodes.
Ich weiï¬, wie sie dich liebt!
Joseph.
Ach, wâ°r’ es weniger, so st¸nd’ es besser! Hâ°tt’ ich das Bild des Aristobolus
Entdeckt, wenn ich–Nun kann sie denn ja bald Mein letztes haben, ohne Kopf!
Herodes.
Mein Joseph,
Den Kopf verteidigt man!
Joseph.
Wenn du den deinen
Verloren gibst?
Herodes.
Das tu ich doch nur halb,
Ich werd’ ihn dadurch noch zu retten suchen, Daï¬ ich ihn selbst, freiwillig, in den Rachen Des LËwen stecke!
Joseph.
Einmal gl¸ckt’ es dir!
Als dich die Pharisâ°er–
Herodes.
Jetzt steht’s schlimmer, Doch, was mit mir auch werde, dein Geschick Will ich in deine eignen Hâ°nde legen:
Du warst schon stets ein Mann, sei jetzt ein KËnig! Ich hâ°nge dir den Purpurmantel um
Und reiche dir den Zepter und das Schwert, Halt’s fest und gib es nur an mich zur¸ck!
Joseph.
Versteh ich dich?
Herodes.
Und daï¬ du den Besitz
Des Throns dir und mit ihm dein Leben sicherst, So tËte Mariamne, wenn du hËrst,
Daï¬ ich nicht wiederkehre.
Joseph.
Mariamne?
Herodes.
Sie ist das letzte Band, das Alexandra Noch mit dem Volk verkn¸pft, seit ihr der Fluï¬ Den Sohn erstickte, ist der bunte Helmbusch, Den die EmpËrung tragen wird, wenn sie
Sich gegen dich erhebt–
Joseph.
Doch Mariamne!
Herodes.
Du staunst, daï¬ ich–Ich will nicht heucheln, Joseph! Mein Rat ist gut, ist gut für dich, bedarf’s Der Worte noch? Doch geb ich dir ihn freilich Nicht deinetwegen bloﬖGrad aus, ich kann’s Nicht tragen, daï¬ sie einem andern jemals– Das wâ°r’ mir bittrer, als–Sie ist zwar stolz– Doch nach dem Tod–Und ein Antonius–
Und dann vor allem diese Schwiegermutter, Die Toten gegen Toten hetzen wird–
Du muï¬t mich fassen!
Joseph.
Aber–
Herodes.
HËr mich aus!
Sie lieï¬ mich hoffen, daï¬ sie selbst den Tod Sich geben w¸rde, wenn ich–Eine Schuld Darf man doch einziehn lassen, wie?–Man darf Selbst mit Gewalt–Was meinst du?
Joseph.
Nun, ich glaube!
Herodes.
Versprich mir denn, daï¬ du sie tËten willst, Wenn sie sich selbst nicht tËtet! ¸bereil’s nicht, Doch sâ°um auch nicht zu lange! Geh zu ihr, Sobald mein Bote, denn ich schicke einen, Dir meldet, daï¬ es mit mir aus ist, sag’s ihr Und sieh, ob sie zu einem Dolche greift, Ob sie was andres tut. Versprichst du’s?
Joseph.
Ja!
Herodes.
Ich lasse dich nicht schwËren, denn man lieï¬ Noch keinen schwËren, daï¬ er eine Schlange Zertreten wolle, die den Tod ihm droht.
Er tut’s von selbst, wenn er bei Sinnen bleibt, Da er das Essen und das Trinken eher
Gefahrlos unterlassen kann, als dies. (Joseph macht eine Bewegung.)
Ich kenn dich ja! Und dem Antonius
Werd’ ich dich als den einzigen empfehlen, Dem er vertrauen darf. Du wirst ihm das
Dadurch beweisen, daï¬ die Blutsverwandte Dir nicht zu heilig ist, um sie zu opfern, Wenn es EmpËrung zu ersticken gilt.
Denn dies ist der Gesichtspunkt f¸r die Tat, Aus dem du ihm sie zeigen muï¬t. Ihr wird Ein Straï¬enauflauf folgen, und du meldest Ihm, daï¬ ein Aufruhr ihr vorhergegangen, Und nur durch sie bezwungen worden sei.
Was dann das Volk betrifft, so wird es schaudern, Wenn es dein blut’ges Schwert erblickt, und mancher Wird sprechen: Diesen kannt’ ich doch nur halb! Und jetzt–
Joseph.
Ich seh dich noch! Und nicht bloï¬ heut, Ich weiï¬ gewiï¬, du kehrst, wie sonst, zur¸ck.
Herodes.
UnmËglich ist es nicht, darum noch eins!– (Lange Pause.)
Ich schwur jetzt etwas in bezug auf dich! (Er schreibt und siegelt.)
Hier steht’s! Nimm dieses Blatt versiegelt hin! Du siehst, die Aufschrift lautet–
Joseph.
An den Henker!
Herodes.
Ich halte dir, was ich dir drin versprach, Wenn du vielleicht ein St¸ck von einem KËnig Erzâ°hlen solltest, der–
Joseph.
Dann gib mir auf,
Dies Blatt dem Henker selbst zu ¸berreichen! (Ab.)
Sechste Szene
Herodes (allein).
Nun lebt sie unterm Schwert! Das wird mich spornen, Zu tun, was ich noch nie getan; zu dulden, Was ich noch nie geduldet, und mich trËsten, Wenn es umsonst geschieht! Nun fort!–(Ab.)
Zweiter Akt
Burg Zion. Alexandras Gemâ°cher.
Erste Szene
Alexandra und Sameas.
Alexandra.
Dies weiï¬t du nun!
Sameas.
Es ¸berrascht mich nicht!
Nein, vom Herodes ¸berrascht mich nichts! Denn, wer als J¸ngling dem Synedrium
Schon Krieg erklâ°rt, wer mit der blanken Waffe Vor seinen Richter hintritt und ihn mahnt, Daï¬ er der Henker ist, und daï¬ der Henker Kein Todesurteil an sich selbst vollzieht, Der mag als Mann–Ha, ich erblick ihn noch, Wie er, dem Hohenpriester gegen¸ber,
Sich an die Sâ°ule lehnte und, umringt Von seinen SËldnern, die im Râ°uberfangen Sich selbst in Râ°uber umgewandelt hatten, Uns alle ¸berzâ°hlte, Kopf f¸r Kopf,
Als st¸nde er vor einem Distelbeet Und sâ°nne nach, wie es zu sâ°ubern sei.
Alexandra.
Ja, ja, es war ein Augenblick f¸r ihn, An den er sich mit Stolz erinnern mag!
Ein junger Tollkopf, der die Zwanzig kaum Erreicht, wird vors Synedrium gestellt,
Weil er in frevelhaftem ¸bermut
Sich einen Angriff aufs Gesetz erlaubt, Weil er ein Todesurteil, das von euch
Noch nicht gesprochen ward, vollzogen hat. Des Toten Witwe tritt ihm an der Schwelle Mit ihrem Fluch entgegen, drinnen sitzt, Was alt und grau ist in Jerusalem.
Doch weil er nicht im Sack kommt und mit Asche Sein Haupt bestreut, so wird’s euch schwach zumut; Ihr denkt nicht mehr daran, ihn zu bestrafen, Ihr denkt nicht einmal dran, ihn zu bedrâ°uen, Ihr sagt ihm nichts, er lacht euch aus und geht!
Sameas.
Ich sprach!
Alexandra.
Als es zu spâ°t war!
Sameas.
Hâ°tt’ ich’s eher
Getan, so wâ°re es zu fr¸h gewesen, Ich schwieg aus Ehrfurcht vor dem Hohenpriester, Dem stand das erste Wort zu, mir das letzte, Er war der Alteste, der J¸ngste ich!
Alexandra.
Gleichviel! Wenn ihr in jenem Augenblick Den schlichten Mut der Pflicht bewiesen hâ°ttet, So w¸rde jetzt kein grËï¬rer nËtig sein! Doch nun seht zu, ob ihr–Ei was, euch bleibt Auch wohl ein andrer Ausweg noch! Wenn ihr Mit ihm nicht kâ°mpfen wollt, und in der Tat, Es wâ°r’ gewagt, ich rat euch ab, so braucht Ihr mit dem LËwen oder mit dem Tiger
Den Kampf nur einzugehn, den er befiehlt!
Sameas.
Was redest du?
Alexandra. Du kennst die Fechterspiele Der RËmer doch?
Sameas.
Gott Lob, ich kenn sie nicht!
Ich halt es f¸r Gewinn, nichts von den Heiden Zu wissen, als was Moses uns erzâ°hlt;
Ich mache jedesmal die Augen zu,
Wenn mir ein rËmischer Soldat begegnet, Und segne meinen Vater noch im Grabe,
Daï¬ er mich ihre Sprache nicht gelehrt.
Alexandra.
So weiï¬t du nicht, daï¬ sie die wilden Tiere Aus Afrika zu Hunderten nach Rom
Hin¸berschaffen?
Sameas.
Nein, ich weiï¬ es nicht!
Alexandra.
Daï¬ sie sie dort in steinerner Arena Zusammentreiben, daï¬ sie ihnen Sklaven Entgegenhetzen, die auf Tod und Leben
Mit ihnen kâ°mpfen m¸ssen, wâ°hrend sie Im Kreis herum auf hohen Bâ°nken sitzen Und jubeln, wenn die Todeswunden klaffen, Und wenn das rote Blut den Sand bespritzt?
Sameas.
Das hat der wildeste von meinen Trâ°umen Mir nicht gezeigt, doch freut’s mich in der Seele, Wenn sie es tun, es schickt sich wohl f¸r sie! (Mit erhobenen Hâ°nden.)
Herr, du bist groï¬! Wenn du dem Heiden auch Das Leben gËnnst, so muï¬ er dir daf¸r Doch einen grâ°ï¬lichen Tribut bezahlen, Du strafst ihn durch die Art, wie er es braucht! Die Spiele mËcht’ ich sehn!
Alexandra.
Der Wunsch wird dir
Erf¸llt, sobald Herodes wiederkehrt, Er denkt sie einzuf¸hren!
Sameas.
Nimmermehr!
Alexandra.
Ich sagt’ es dir! Warum auch nicht? Wir haben Der LËwen ja genug! Der Berghirt wird
Sich freuen, wenn sich ihre Zahl vermindert, Er spart dann manches Rind und manches Kalb.
Sameas.
Vom ¸brigen noch abgesehn, wo fâ°nde Er Kâ°mpfer? Sklaven gibt es nicht bei uns, Die ihm auf Tod und Leben pflichtig sind.
Alexandra.
Den ersten–seh ich vor mir!
Sameas.
Wie?
Alexandra.
Gewiï¬!
Du wirst, wie jetzt, dein Angesicht verziehn, Du wirst vielleicht sogar die Fâ°uste ballen, Die Augen rollen und die Zâ°hne fletschen, Wenn du den groï¬en Tag erlebst, an dem Er feierlich, wie Salomo den Tempel,
Die heidnische Arena weihen wird.
Das wird ihm nicht entgehn, und des zum Lohn Wird er den Wink dir geben, einzutreten
Und allem Volk zu zeigen, was du kannst, Wenn du dem LËwen gegen¸berstehst,
Der tagelang vorher gehungert hat.
Denn, da es uns an Sklaven fehlt, so sollen Die todesw¸rdigen Verbrecher sie
Ersetzen, und wer wâ°r’ noch todesw¸rdig, Wenn der nicht, der dem KËnig offen trotzt!
Sameas.
Er kËnnte–
Alexandra.
Zweifle nicht! Es wâ°re schlimm Wenn ihm zu fr¸h der Kopf genommen w¸rde, Es w¸rden Plâ°ne mit ihm untergehn,
Die selbst Pompejus, der doch heidenkeck Ins Allerheiligste zu treten wagte,
Vielleicht–
Sameas (ausbrechend).
Antonius, wenn du ihn packst, So will ich dich ein Jahr lang nicht verfluchen! Und tust du’s nicht, so–Nun, wir sind bereit!
Alexandra.
Er meint, wenn unser Volk sich mit den andern Nicht mischen sollte, w¸rden wir den Erdball Von Gott f¸r uns allein erhalten haben!
Sameas.
Meint er?
Alexandra.
Da dem nun aber nicht so sei,
So tu es not, die Dâ°mme zu durchstechen, Die uns, wie einen stehnden See vom Meer, Von allen ¸brigen noch immer trennten,
Und das geschehe dadurch, daï¬ wir uns In Brauch und Sitte ihnen anbequemten.
Sameas.
In Brauch und–(Gen Himmel.) Herr! wenn ich nicht rasen soll, So zeig mir an, wie dieser sterben wird! Zeig mir den Tod, der jedem andern Tod
Die Schrecken abborgt und verk¸nde mir, Daï¬ es Herodes ist, f¸r den er’s tut!
Alexandra.
Mach du den Todesengel!
Sameas.
Wenn an ihm nicht,
So an mir selbst! Ich schwËr’s! Wenn ich den Greuel Nicht hindern kann, so will ich meine Ohnmacht Durch Selbstmord strafen,
(Mit einer Bewegung gegen die Brust)
eh’ der Tag noch kommt,
Den er zum ersten Mal beflecken soll! Das ist ein Schwur, der eine Missetat
Mir abdringt, wenn ich einer Heldentat Nicht fâ°hig bin. wer schwur noch GrËï¬eres?
Alexandra.
Wohl! Nur vergiï¬ nicht: wenn der eigne Arm Nicht stark genug ist, um den Feind zu st¸rzen, So muï¬ man einen fremden nicht verschmâ°hn!
Samea.
Und diesen fremden?
Alexandra.
Waffnest du dir leicht!
Sameas.
Sprich deutlicher
Alexandra.
Wer setzte den Herodes
Zum KËnig ein?
Sameas.
Antonius! Wer sonst?
Alexandra.
Weswegen tat er’s?
Sameas.
Weil er ihm gefiel!
Vielleicht auch bloï¬, weil er uns nicht gefiel! Wann hat ein Heide einen bessern Grund?
Alexandra.
Und weiter! Was erhâ°lt ihn auf dem Thron?
Sameas.
Des Volkes Segen nicht! Vielleicht sein Fluch! Wer kann es sagen?
Alexandra.
Ich! Nichts, als der Pfiff,
Den Zins, den wir dem RËmer zahlen m¸ssen, Alljâ°hrlich vorm Verfalltag einzuschicken Und ihn sogar freiwillig zu verdoppeln,
Wenn sich ein neuer Krieg entz¸ndet hat. Der RËmer will nur unser Gold, nicht mehr, Er lâ°ï¬t uns unsern Glauben, unsern Gott, Er w¸rde ihn sogar mit uns verehren,
Und neben Jupiter und Ops und Isis
Ihm auf dem Capitol den Winkel gËnnen, Der unbesetzt geblieben ist bis heut,
Wâ°r’ er nur auch, wie die, von Stein gemacht.
Sameas.
Wenn dem so ist, und leider ist es so, Was hast du von Antonius zu hoffen?
In diesem Punkt, du selber sprachst es aus, Versâ°umt Herodes nichts. Noch jetzt–ich habe Ihn ziehen sehn! Dem einen Maultier brach Der R¸ckgrat, eh’ es noch das Tor erreichte! F¸r jeden Tropfen Bluts in seinen Adern Bringt er ihm eine Unze Goldes dar:
Glaubst du, er weist es deinethalb zur¸ck?
Alexandra.
Gewiï¬ nicht, f¸hrt’ ich meine Sache selbst! Allein das tut Cleopatra f¸r mich,
Und hoffentlich tut’s Mariamne auch. Du staunst? Versteh mich recht! Nicht in Person, Da kehrt sie sich wohl eher gegen mich,
Nur durch ihr Bild, und nicht einmal durch das, Nein, durch ein andres, das ihr freilich gleicht. Denn wie ein wilder Wald nicht bloï¬ den LËwen Beherbergt, auch den Tiger, seinen Feind, So nistet auch in dieses RËmers Herzen
Ein ganzes Wurmgeschlecht von Leidenschaften, Die um die Herrschaft miteinander ringen, Und wenn Herodes auf die erste baut,
Ich baue auf die zweite, und ich glaube, Daï¬ die der andern ¸berlegen ist.
Sameas.
Du bist–
Alexandra.
Kein Hirkan, wenn auch seine Tochter! Doch, daï¬ du nicht miï¬deutest, was ich tat: Ich bin auch Mariamne nicht! Und wenn
Antonius den Gemahl, der sie besitzt, Vertilgt, um sich den Weg zu ihr zu bahnen: Sie bleibt die Herrin ihrer selbst und kann Sich h¸llen in ein ew’ges Witwenkleid.
Des aber halt ich mich gewiï¬, schon hat er Die Hand ans Schwert gelegt, und wenn er’s noch Nicht zog, so hielt ihn nur die R¸cksicht ab, Daï¬ dieser gl¸ckliche Soldat Herodes
Den RËmern f¸r den Ring von Eisen gilt, Der alles hier bei uns zusammenhâ°lt.
Schaff du ihm den Beweis des Gegenteils, Erreg EmpËrung, stËr den schlaffen Frieden, So wird er’s ziehn!
Sameas.
Den schaffe ich ihm leicht! Schon schlug das Volk ihn in Gedanken tot, Es wird erzâ°hlt–
Alexandra.
Dr¸ck du dein Siegel drauf, Und dann erËffne rasch sein Testament!
Den Inhalt kennst du jetzt, die Fechterspiele Stehn obenan, und wenn ein jeder sich
Durch seinen Tod um hundert Rutenstreiche Verk¸rzt glaubt, oder um das Marterkreuz, So glaubt ein jeder, was er glauben darf. Denn Dinge stehen Israel bevor,
Die manchem Herzen den Verzweiflungswunsch Abdringen werden, daï¬ das Rote Meer
Das ganze Volk, die heiligen zwËlf Stâ°mme, Verschlungen hâ°tt’, und Moses selbst zuerst.
Sameas.
Ich geh! Und eh’ der Mittag kommt–
Alexandra.
Ich weiï¬,
Was du vermagst, wenn du den Sack ergreifst Und Wehe! rufend, durch die Gassen ziehst, Als wâ°r’ dein Vorfahr Jonas wieder da. Es wird sich zeigen, daï¬ es n¸tzlich ist, Zuweilen bei dem Fischer vorzusprechen,
Und mit dem Herrn Gevatter zu verzehren, Was er sich selbst gËnnt, weil es niemand kâ°uft.
Sameas.
Es wird sich zeigen, daï¬ wir Pharisâ°er Die Schmach, die wir erlitten, nicht vergaï¬en, Wie du zu meinen scheinst. Vernimm denn jetzt, Was du erst durch die Tat erfahren solltest: Wir sind schon lâ°ngst verschworen gegen ihn, Wir haben ganz Judâ°a unterw¸hlt,
Und in Jerusalem,–damit du siehst, Wie fest wir auf das Volk zu zâ°hlen haben,– Ist selbst ein Blinder mit in unserm Bund!
Alexandra.
Was n¸tzt euch der?
Sameas.
Nichts! Und er weiï¬ es selbst!
Doch ist er so von Haï¬ und Grimm erf¸llt, Daï¬ er das Unternehmen mit uns teilen
Und lieber sterben, als in dieser Welt, Wenn es miï¬lingt, noch lâ°nger leben will. Ich denke doch, daï¬ dies ein Zeichen ist! (Ab.)
Zweite Szene
Alexandra (allein).
Schon schlug das Volk ihn in Gedanken tot! Ich weiï¬! Ich weiï¬! Und daran kann ich sehn, Wie sehr man’s w¸nscht, daï¬ er nicht wiederkehrt. Es traf sich gut, daï¬ ihn der Heuschreckschwarm. Bedeckte, als er fortzog, denn das gilt
Als Omen, daï¬ man’s nicht vergebens w¸nscht. Auch ist es mËglich, daï¬ er wirklich jetzt Schon ohne Kopf–Das nicht! Sprich, wie du denkst, Der Pharisâ°er lauscht nicht vor der T¸r! Antonius ist zwar Antonius,
Doch auch ein RËmer, und ein RËmer fâ°llt Das Urteil langsam, wie er’s schnell vollzieht. Gefangner mag er sein, wenn er auch nicht Im Kerker sitzt! Und wenn man das benutzt, Kann’s weiter f¸hren. Darum ist es gut, Wenn jetzt ein Aufstand kommt, obgleich ich weiï¬, Was es an sich bedeutet, und nicht minder, Was es f¸r Folgen haben wird, wenn er
Doch noch zur¸ckkehrt. Wenn! Es kann geschehn, Bedenk es wohl! Er schickte, als er ging, Dir einen abgeschlagnen Kopf zum Abschied, Das zeigt dir–pfui, ich sprech ja, wie mein Vater! Es zeigt mir, daï¬ er rasch ist, wie Tyrannen Es sind, und auch, daï¬ er mich schrecken mËchte. Das eine wuï¬t’ ich lâ°ngst, das andre soll Ihm nicht gelingen! Wenn das Schlimmste kâ°me, Wenn alles mir miï¬gl¸ckte, und wenn er, Trotz seiner Leidenschaft f¸r Mariamne, Die eher steigt, als fâ°llt, und die mich sch¸tzt, Sobald sie selbst nur will, das â°rgste wagte– Was wâ°r’s? Um Rache setzt’ ich alles ein, Und Rache w¸rde mir im Tode noch,
Rache an ihm, der’s tâ°te, und an ihr, Die es geschehen lieï¬e, nimmer sâ°he
Das Volk, und nimmer Rom, geduldig zu. Und was mich selbst betrifft, so w¸rde ich In diesem blut’gen Fall nur um so besser Zu meinen Ahnen passen! Muï¬ten doch
Die meisten meines Stamms, die â°lterm¸tter, Wie â°ltervâ°ter, ohne Kopf die Welt
Verlassen, weil sie ihn nicht beugen wollten, Ich teilte dann ihr Los, was wâ°r’ es mehr?
Dritte Szene
Mariamne tritt ein.
Alexandra (f¸r sich).
Sie kommt! Ja, wâ°r’ sie von ihm abzuziehn Und zu bewegen, mir nach Rom zu folgen,
Dann–Doch, sie haï¬t und liebt ihn jetzt zugleich! Wag ich noch einen letzten Sturm? Es sei! (Sie eilt auf Mariamne zu.)
Du suchst den Trost, wo er zu finden ist! Komm an mein Herz!
Mariamne.
Den Trost?
Alexandra.
Brauchst du ihn nicht? Dann hab ich dich verkannt! Doch hatt’ ich Grund, Dich f¸r ein Weib, wie du keins bist, zu halten, Du warst bei mir verleumdet!
Mariamne.
Ich? Bei dir?
Alexandra.
Man sprach mir von Umarmungen und K¸ssen, Die du dem brudermËrdrischen Gemahl
Gleich nach dem Mord–Verzeih, ich hâ°tte es Nicht glauben sollen.
Mariamne.
Nicht?
Alexandra.
Nein! Nimmermehr!
Aus mehr als einem Grund nicht! Hâ°ttest du Dem blut’gen Schatten deines Bruders auch Das schwesterliche Opfer einer Rache
Herzlos entziehen kËnnen, die du nicht Durch Judiths Schwert und nicht durch Rahabs Nagel, Nein, einzig durch ein Wenden deines Mundes Und durch ein stilles Kreuzen deiner Arme Dir nehmen und dem Toten weihen solltest: Er selbst, der MËrder, hâ°tte nicht gewagt, Sich dir zu nâ°hern, denn du gleichst dem Toten, Du wâ°rst ihm vorgekommen, wie der Leichnam Des Aristobolus, den man geschminkt,
Er hâ°tt’ sich schaudernd von dir abgewandt.
Mariamne.
Er tat das eine nicht, noch ich das andre!
Alexandra.
So sei–Doch nein! Vielleicht blieb dir ein Zweifel An seiner Schuld noch. Willst du den Beweis?
Mariamne.
Ich brauch ihn nicht!
Alexandra.
Du brauchst–
Mariamne.
Er gilt mir nichts!
Alexandra.
Dann–Doch ich halt den Fluch auch jetzt zur¸ck, Es hat dich ja ein andrer schon getroffen! Du gehst noch in den Ketten einer Liebe, Die niemals ruhmvoll war–
Mariamne.
Ich dâ°chte doch,
Ich hâ°tt’ mir den Gemahl nicht selbst gewâ°hlt, Ich hâ°tte mich nur in das Los gef¸gt, Das du und Hirkan ¸ber mich, die Tochter Und Enkelin, mit Vorbedacht verhâ°ngt.
Alexandra.
Ich nicht, mein feiger Vater schloï¬ den Bund.
Mariamne.
So tat er, was dir nicht gefiel?
Alexandra.
Das nicht!
Sonst wâ°re ich zuvor mit dir entflohn, Mir stand die Freistatt in â°gypten offen, Ich sag nur, der Entschluï¬ ging aus von ihm, Dem ersten Hohenpriester ohne Mut,
Und ich bekâ°mpfte bloï¬ den Widerwillen, Mit dem ich anfangs ihn vernahm. Allein
Ich tat es, denn ich fand des Feiglings Handel In kurzem gut, und gab f¸r Edoms Schwert Die Perle Zions, als er drâ°ngte, hin!
Ja, wâ°r’ die Schlange, die Cleopatra Um jene Zeit gestochen, eine gift’ge
Gewesen, oder wâ°r’ Antonius
Auch nur auf seinem Zug hieher gekommen, Ich hâ°tte nein gesagt! Nun sagt’ ich ja!
Mariamne.
Und dennoch–
Alexandra.
Ich erwartete von dir,
Daï¬ du den Kaufpreis nicht vertâ°ndeln w¸rdest, Und daï¬ du den Herodes–
Mariamne.
Oh, ich weiï¬!
Ich hâ°tte mir von ihm f¸r jeden Kuï¬ Im voraus einen Kopf, der dir miï¬fiel, Bedingen und zuletzt, wenn keiner dir
Mehr trotzte, als sein eigner, ihn zum Selbstmord Bewegen, oder auch, wenn das nicht ging, An ihm in stiller Nacht die Katzentat
Der Judith listig wiederholen sollen, Dann hâ°ttst du mich mit Stolz dein Kind genannt!
Alexandra.
Mit grËï¬erem, als jetzt, ich leugn’ es nicht.
Mariamne.
Ich zog es vor, dem Mann ein Weib zu sein, Dem du mich zugef¸hrt, und ¸ber ihn
Die Makkabâ°erin so zu vergessen,
Wie er den KËnig ¸ber mich vergaï¬.
Alexandra.
Du schienst dich doch in Jericho auf sie Noch einmal zu besinnen, wenigstens
Warst du die erste, die mit einer Klage Hervortrat, als ich selbst sie noch zur¸ckhielt, Um dich zu pr¸fen. War’s nicht so?
Mariamne.
In Jericho
Verwirrte mich das grâ°ï¬liche Ereignis, Es kam zu schnell, vom Tisch ins Bad, vom Bad Ins Grab, ein Bruder, ja, mir schwindelte! Doch, wenn ich meinem KËnig und Gemahl
ArgwËhnisch und verstockt die T¸r verschloï¬, Bereu ich’s jetzt, und kann’s mir nur verzeihn, Weil es geschehn ist, wie in Fiebers Glut!
Alexandra.
In Fiebers Glut!
Mariamne (halb f¸r sich).
Auch hâ°tt’ ich’s nicht getan, Wâ°r’ er in Trauerkleidern nicht gekommen! Rot, dunkelrot hâ°tt’ ich ihn sehen kËnnen, Doch–
Alexandra.
Ja, die fand er rasch! Er hatte sie Voraus bestellt, wie andre MËrder sich, Wo mËglich, Wasser schËpfen, eh’ sie morden–
Mariamne.
Mutter, vergiï¬ nicht!
Alexandra.
Was? Daï¬ du das Weib
Des MËrders bist? Das bist du erst geworden, Und bist es nur so lange, als du willst, Ja, bist’s vielleicht, wer weiï¬! schon jetzt nicht mehr; Des Toten Schwester aber warst du stets
Und wirst es bleiben, wirst es dann sogar Noch sein, wenn du–du scheinst dazu geneigt– Ins Grab ihm nachrufst: Dir ist recht geschehn!
Mariamne.
Ich bin dir Ehrfurcht schuldig, und ich mËchte Sie nicht verletzen, darum halte ein!
Ich kËnnte sonst–
Alexandra.
Was kËnntest du?
Mariamne.
Mich fragen,
Wer schuld ist an der Tat, ob der, der sie Vollbrachte, weil er muï¬te, oder die,
Die sie ihm abdrang! Laï¬ den Toten ruhn!
Alexandra.
So sprich zu einer, die ihn nicht gebar! Ich trug ihn unterm Herzen, und ich muï¬ Ihn râ°chen, da ich ihn nicht wecken kann, Daï¬ er sich selber râ°che!
Mariamne.
Râ°ch ihn denn,
Doch râ°ch ihn an dir selbst! Du weiï¬t recht gut, Daï¬ es der Hohepriester war, der rings Vom Volk Umjauchzte, selbst schon Schwindelnde, Und nicht der J¸ngling Aristobolus,
Der gegen sich hervorrief, was geschah. Wer trieb den J¸ngling nun, das sag mir an, Aus seiner Selbstzufriedenheit heraus?
Es fehlt’ ihm ja an bunten RËcken nicht, Die Blicke schËner Mâ°dchen anzuziehn, Und mehr bedurft’ er nicht zur Seligkeit. Was sollt’ ihm Aarons Priestermantel noch, Den du zum ¸berfluï¬ ihm ¸berhingst?
Ihm kam von selbst ja kein Gedanke drin, Als der: wie steht er mir? Doch andre hielten Ihn seit dem Augenblick, daï¬ er ihn trug, F¸rs zweite Haupt von Israel, und dir
Gelang es bald, ihn selbst so zu betËren, Daï¬ er sich f¸r das erste, einz’ge hielt!
Alexandra.
Du lâ°sterst ihn und mich!
Mariamne.
Ich tu es nicht!
Wenn dieser J¸ngling, der geboren schien, Der Welt den ersten Gl¸cklichen zu zeigen, Wenn er so rasch ein dunkles Ende fand,
Und wenn der Mann, der jeden andern Mann, Wie er sein Schwert nur zieht, zum Weibe macht, Wenn er–ich weiï¬ nicht, ob er’s tat, doch f¸rcht’ ich’s; Dann tragen Ehrsucht, Herrschgier, zwar die Schuld, Doch nicht die Ehrsucht, die der Tote hegte, Und nicht die Herrschgier, die den KËnig plagt! Ich will dich nicht verklagen, mir geziemt’s nicht, Ich will daf¸r, daï¬ du uns ein Gespenst, Ein blut’ges, in die Ehekammer schicktest, Von dir nicht eine Reuetrâ°ne sehn,
Obgleich wir nie jetzt mehr zu zweien sind, Und mir der Dritte so den Sinn verstËrt, Daï¬ ich verstumme, wenn ich reden sollte, Und daï¬ ich rede, wenn zu schweigen wâ°r’; Ich will nicht einmal deinen Rachedurst
Ersticken, will nicht fragen, was du râ°chst, Ob deine Plâ°ne oder deinen Sohn:
Tu, was du willst, geh weiter, halte ein, Nur sei gewiï¬, daï¬ du, wenn du Herodes Zu treffen weiï¬t, auch Mariamne triffst; Den Schwur, den ich zur¸ckhielt, als er scheidend Ihn foderte, den leist ich jetzt: Ich sterbe, Wenn er stirbt. Handle denn und sprich nicht mehr!
Alexandra.
So stirb! Und gleich! Denn–
Mariamne.
Ich verstehe dich
Und deshalb glaubtest du, ich brauchte Trost? O nein! Du irrst! Es schreckt mich nicht, Wenn das Gesindel, das die Auserwâ°hlten Nur, weil sie menschlich-sterblich sind, ertrâ°gt, Ihn mit dem Mund schon totgeschlagen hat. Was bleibt dem Sklaven ¸brig, wenn der KËnig In Pracht und Herrlichkeit vor¸berbraust, Als sich zu sagen: Er muï¬ dran, wie ich! Ich gËnn ihm das! Und wenn er an den Thron Ganz dicht ein Schlachtfeld r¸ckt mit tausend Grâ°bern, So lob ich’s, es erstickt in ihm den Neid! Doch, daï¬ Herodes lebt und leben wird, Sagt mir mein Herz. Der Tod wirft einen Schatten, Und der fâ°llt hier hinein!
Vierte Szene
Ein Diener.
Der VizekËnig!
Alexandra.
Gewiï¬ bewaffnet, wie er immer ist, Wenn er zu uns kommt, seit es ihm miï¬lang, Durch Schmeichelei den Sinn uns zu betËren, Wie er’s im Anfang zu versuchen schien.
Weiï¬t du, daï¬ Salome in jener Zeit Vor Eifersucht verging?
Mariamne.
Sie tut’s noch jetzt!
Denn lâ°chelnd und vertraulich sag ich ihm, Wenn sie dabei ist, stets die schlimmsten Dinge, Und da sie selbst nicht m¸de wird, zu spâ°hn, So werde ich nicht m¸de, sie zu strafen F¸r ihre Torheit!
(Joseph tritt ein.)
Alexandra (auf Josephs Waffen deutend).
Siehst du?
Mariamne.
Mag er doch!
Sein Weib verlangt’s, damit sie trâ°umen kann, Sie habe einen kriegrischen Gemahl.
Alexandra (zu Joseph).
Ich bin noch da!
Joseph.
Ein seltsamer Empfang.
Alexandra.
Mein Sohn ist auch noch da! Er hat, wie einst, In eine Totenkiste sich versteckt.
Jag ihn heraus, ich will’s daf¸r verzeihn, Daï¬ du das einmal ungeheiï¬en tatst.
Du muï¬t die Kiste aber diesmal nicht Auf einem Schiff, das nach â°gypten segelt, Du muï¬t sie suchen in des Kirchhofs Bauch.
Joseph.
Ich bin nicht der, der Tote wecken kann!
Alexandra (mit Hohn gegen Mariamne).
Wohl wahr! Sonst wâ°rst du sicher mitgezogen, Um deinen Herrn, wenn ihn sein Knien und Flehn Vor dem Liktorenbeil nicht sch¸tzen sollte–
Mariamne.
Er kniet und fleht!
Joseph (zu Mariamne).
Ich kann dir zeigen wie!
“Man hat mich des geziehn!” Ich râ°um es ein. “Des aber nicht!” Ich f¸g es gleich hinzu, Damit du alles weiï¬t!–So wird er’s machen.
Alexandra.
Prahlst du f¸r ihn?
Joseph.
So hat er’s schon gemacht! Ich stand dabei, da ihn die Pharisâ°er
Verklagen wollten beim Antonius.
Er hatte es statt ihrer selbst getan, Vorausgeeilt ins Lager, wie er war,
Und sagte, als sie kamen, Punkt f¸r Punkt Die Rechnung wiederholend und ergâ°nzend: Sprecht, ob ich etwas auslieï¬ oder nicht! Den Ausfall kennst du, mancher von den Klâ°gern Verlor den starren Kopf, als sie nicht wichen, Er trug des RËmers volle Gunst davon.
Alexandra.
Da waren beide j¸nger, wie sie jetzt sind. Des einen ¸bermut gefiel dem andern
Und um so mehr; weil er auf fremde Kosten Ge¸bt ward, nicht auf eigne. Kann dem RËmer Der Pharisâ°er denn was sein, des Zunge Bestâ°ndig Aufruhr predigt gegen Rom?
Wer dem den Bart rauft, k¸rzt sein Ansehn! dachte Antonius und lachte, doch ich zweifle,
Ob er das auch geschehn lâ°ï¬t an sich selbst!
Joseph.
Du sprichst, als w¸nschtest du–
Alexandra.
Ob unsre W¸nsche
Zusammengehn, ob nicht, was k¸mmert’s dich? Halt du den deinen fest! F¸r dich ist’s wichtig, Daï¬ er zur¸ckkehrt!
Joseph.
Meinst du? Wenn f¸r mich, So auch f¸r dich!